Posaunist Britt Woodman gestorben - 4.6.1920 - 13.10.2000 (c) Foto: Hans Kumpf |
|
Patrick Bebelaar erhält Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg |
|
Das Thomas Siffling Jazz
Quartett hat beim 3. Daimler Chrysler Talentwettbewerb den 1. Platz in
der Kategorie Jazz Instrumental bellegt. Bewertet wurde unter
anderem die Musik der aktuellen CD "Soft
Wind" (Satin Doll Productions SDP 1030-1) Kontakt:
|
|
Dave Brubeck wird 80 Vor mehr als 40 Jahren kündigten die Medien in New York «ein völlig neuartiges Musikereignis» an. Die New Yorker Philharmoniker würden ausnahmsweise nicht Beethoven oder Bach spielen, sondern Brubeck - Jazz im Tempel der Klassik. Die von Dave Brubeck und Leonhard Bernstein gestaltete Aufführung der «Dialogues for Jazz Combo and Orchestra» war ein voller Erfolg. Nach einem langen Weg aus den rauchigen Bars bis auf die großen Konzertbühnen war der Jazz endgültig gesellschaftsfähig geworden. Und Brubeck, der am Mittwoch, 6. Dezember 2000, seinen 80. Geburtstag feiert, hatte daran wesentlichen Anteil. Kurz nach dem legendären Konzert mit den New Yorker Philharmonikern schaffte das «Dave Brubeck Quartet» 1960 auch den Sprung in das ganz große Plattengeschäft. Die LP «Time Out» war die erste Jazz-Platte, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte. Allerdings sahen Musikkritiker einen Grund dafür in der Annäherung Brubecks an den allgemeinen Publikumsgeschmack. Seine Piano-Klänge waren gefälliger als in den Anfangsjahren, eingängige Rhythmen durchzogen die Titel und Brubecks Saxofonist Paul Desmond achtete bei aller Freude an der Improvisation darauf, dass die Melodien nicht zu kurz kamen. Desmonds Komposition «Take Five» im ungewöhnlichen 5/4-Takt wurde ein Welthit. Begonnen hatte Brubecks musikalische Laufbahn bereits im Elternhaus in Concord (Kalifornien). Die Mutter war Pianistin und brachte ihm schon früh das Klavierspielen bei. Mit 13 Jahren trat er in Profi-Bands auf und mit 18 glaubte er, musikalisch nicht mehr viel hinzulernen zu müssen. Er studierte zunächst Tiermedizin, änderte jedoch rasch seine Meinung und widmete sich fortan ganz der Musik. Zu seinen Professoren gehörte der französische Komponist Darius Milhaud, der die strikte Trennung musikalischer Gattungen ablehnte. Milhaud ermunterte Brubeck, den damals bei vielen Weißen verpönten Jazz auszuprobieren. Die Freiheit des Improvisierens gefiel ihm so gut, dass er nie wieder davon ablassen sollte. Noch während des Studiums hatte Brubeck seine erste Band gegründet. Mit dem bald als «West Coast Cool» bekannten Sound eroberte sie als erste Jazz-Gruppe die Konzertsäle der Universitäten und Hochschulen der USA - ein deutliches erstes Zeichen dafür, dass der Jazz die «Schmuddelecke» verlassen hatte. In führenden amerikanischen Jazz-Clubs trat das «Dave Brubeck Quartet» mit Stars wie Stan Getz, Charlie Parker und Dizzy Gillespie auf. Später tourte die Band, deren Besetzung öfter wechselte, um die ganze Welt. Vom «Original-Brubeck-Stil» - ein leichter Swing mit klassischen Elementen, unterlegt von einem klaren Rhythmus, und immer wieder kühne harmonische Überraschungen - ließen sich nicht nur unzählige Kollegen Brubecks beeinflussen. Auch vier der fünf Söhne traten in seine Fußstapfen. Dass sie vom alten Brubeck wirklich etwas gelernt haben, wollen sie kurz vor Weihnachten in London bei drei großen Geburtstagskonzerten zusammen mit dem Londoner Symphonie-Orchester wieder unter Beweis stellen (ab 21.12.). Ganz in der Tradition des Vaters hat das Brubeck Brothers Quartet kürzlich zusammen mit den Londoner Symphonikern die Klassik-Jazz-CD «Bach to Brubeck» eingespielt und dabei Kompositionen von Johann Sebastian Bach verarbeitet. Ob der 80-Jährige Brubeck in London selbst in die Tasten greift, ist noch offen. Nach mehreren Herzoperationen hat er schon vor Jahren seine öffentlichen Auftritte reduziert. Zu Hause sitzt er noch jeden Tag am Klavier. «Er kann gar nicht aufhören, zu spielen», sagt Chris Brubeck. Foto: Hans Kumpf
|
|
SWR Big Band |
Verblüffende Zwiegespräche: Das Konzert der SWR-Bigband Heimlich, aber keinesfalls still und leise erweitert sich der Formenschatz des Jazz. Neben Songs vom Broadway oder aus anderen Musicals gewinnen große, vage an die Symphonik erinnernde Formen an Bedeutung. Immer häufiger entstehen raumgreifende Kompositionen, die sich eher an den Bauplänen der klassischen und zeitgenössischen Konzertmusik als an den Liedformen orientieren. Welch beachtliche Strecke die Amerikanerin Maria Schneider auf diesem Weg von den altbekannten Standards zur großen Komposition zurückgelegt hat, zeigte sie bei der ausverkauften Matinee mit der exzellenten SWR-Bigband am Sonntag in der Villa Berg. Sie schreibt Programmmusiken, kann aber auch mit Songs etwas anfangen. Mit ¸¸Alabama Song'' und ¸¸It Never Was You'' hat sie zwei Kurt-Weill-Klassiker im Programm, die sie fast unmerklich verknüpft. Ein klagendes Altsaxofonsolo von Klaus Graf und ein stimmungsvolles Pianosolo von Martin Schrack erheben sich dabei über die ungewöhnlich vielschichtig gesetzten Bläser. Ralph Schmid, ein aufstrebender Arrangeur aus dem Schwäbischen mit New-York-Erfahrung, verfremdete die Themen von Kurt Weills ¸¸Mack The Knife'' und ¸¸Speak Low'' so weit, dass die Stücke fast wie neue Nummern wirkten. Das alles spielte sich noch weitgehend im Herkömmlichen ab. In die Zukunft verwies dagegen das programmmusikalische ¸¸Dance You Monster To My Soft Song'', ein verblüffendes Zwiegespräch zwischen kraftvoll groovender Rhythmusgruppe und nervösen, gegenläufigen Bläsertutti. Noch aufwühlender fiel die Suite ¸¸Scenes From Childhood'' aus. Es muss Maria Schneider schon sehr beunruhigt haben, dass neben ihrem Kinderbett der Eingang zu einem privaten Atomschutzbunker lag. Aus diesem Bunker kroch das ¸¸Bombshelter Beast'' in die Wachträume des Kindes. Ein beängstigend schrilles Gitarrensolo, wilde Tutti, Rückkopplungen signalisierten Angst und Furcht, bis die Kleine schließlich mit Erinnerungen an die symbolträchtigen Themen einschläft. Dies muss ein ziemlich einsamer Prozess gewesen sein, denn der Trompeter Claus Reichstaller und der Sopransaxofonist bliesen längere Passagen fast ohne Begleitung. Zum Schluss schwebte Andy Mailes Tenorsaxofon in ¸¸Coming About'' in weiten Bögen über sanften Tutti: ein Musik gewordener Traum vom Fliegen. Die SWR-Bigband sei ¸¸unglaublich gut'', lobte Maria Schneider zum Schluss des lediglich vier Tage lang vorbereiteten Konzerts in der Villa Berg. Damit hat sie Recht: Es gab moderne Bigbandkunst vom Allerfeinsten zu hören. Von Werner Stiefele © Stuttgarter Zeitung online - Kultur 16.05.2000 / Foto: Hans Kumpf
|
Artie Shaw |
Zwischen Jazz und Klassik Zum neunzigsten Geburtstag des Bandleaders Artie Shaw "Aus dem Material, das ihm zur Verfügung stand, machte er das Beste, was er konnte'', charakterisierte sich Artie Shaw auf Wunsch des amerikanischen ¸¸Who Is Who'' selbst. Das passt zu einem Mann, der als härtester Konkurrent mit dem Klarinettisten Benny Goodman wetteiferte, sich aber regelmäßig, von Unsicherheiten und Zweifeln an seinem musikalischen Konzept geplagt, ins Private zurückzog. Heute gilt Benny Goodman als King of Swing, während Artie Shaw fast vergessen wurde. Es hätte auch andersrum sein können. Immerhin hatte Shaw 1936 nach dem Hit "Begin The Beguine'' einen Status erreicht, der es seinem Management erlaubte, für ein einwöchiges Engagement seines Orchester 60000 Dollar zu verlangen. Doch die Unstetigkeit des Bandleaders und Komponisten verhinderte dauerhaften Erfolg. Nach dem nächsten Millionenseller, dem mit großem Streichersatz eingespielten "Frenesi'', löste er 1939 sein Orchester auf und wagte erst 1940/41 ein Comeback mit einer durch Streicher ergänzten Formation. Shaws musikalische Karriere hatte spät begonnen. Erst mit vierzehn übte er auf dem Saxofon, und einige Monate später wechselte er zur Klarinette. Er lernte schnell, denn schon ein Jahr später verließ er als Profimusiker das Elternhaus. Auftritte, Reisen, Hotels: Alles wäre in normalen Bahnen verlaufen, hätte der talentierte Newcomer nicht mit zwanzig begonnen, sich mit den Kompositionen der damaligen Avantgardisten Strawinsky, Debussy, Bartók und Ravel zu beschäftigen. Seitdem war ihm der Jazz in Bigbands und Combos zu wenig. Als Vorläufer des in den fünfziger Jahren zum Begriff gewordenen "Third Stream'' träumte er von einer Verschmelzung der von ihm ¸¸large form music'' genannten Klassik mit dem unterhaltenden Jazz. Folgerichtig nutzte er 1936 sein Engagement als Pausenmusiker im New Yorker Broadway Imperial Theatre, mit der Klarinette, einem Streichquartett und einer pianolosen Rhythmusgruppe zu bestreiten und mit "Interlude in b-flat'' eines der ersten Stücke zwischen den Genres aufzunehmen. Das "Concerto For Clarinet'', eine neunminütige Kreuzung aus Hollywood-Klischees, Boogie Woogie, Puszta, Romantik und kraftvollem Swing, setzt 1940 diese Grenzüberschreitungen fort. Etwa um dieselbe Zeit setzte er Goodmans Combos die erste ¸¸Gramercy Five'' entgegen. Er übernahm 1943/44 eine Band der Navy, gründete 1944 seine zweite Gramercy Five und 1954 die dritte. Zwischendurch spielte er 1947 mit dem Rochester Symphony Orchestra unter Eric Leinsdorf und anderen klassischen Orchestern Klarinettenkonzerte von Debussy, Ravel, Schostakowitsch und anderen. Um 1954 zog er sich endgültig zurück und begann, Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Heute wird Artie Shaw neunzig Jahre alt. Von Werner Stiefele © Stuttgarter Zeitung online / Kultur 23.05.2000 / Foto: Hans Kumpf
|
Sonntag, 03. Juni 2001 |
|
Bernd Rabe |
Cool in der Big Band Altsaxofonist Bernd Rabe gestorben STUTTGART. Fast ein Schwabenalter lang war der aus Hannover stammende Bernd Rabe eine wesentliche Stütze des Orchesters von Erwin Lehn. In der beim Süddeutschen Rundfunk angesiedelten Big Band hatte er die verantwortungsvolle Funktion des Saxofonsatzführers inne. Rabe selbst kam vom Cool Jazz her und blies sein Altsaxofon mit kultiviertem Sound. Er war auch "der" Klarinettist des radiofonen Klangkörpers. Universell konnte er als zuverlässiger Improvisator eingesetzt werde. Zudem profilierte sich Bernd Rabe als ideenreicher Arrangeur, sei es in der Gebrauchsmusik oder auch bei Auftragskompositionen im Rahmen der "Woche der Leichten Musik" oder bei den Mai-Matineen im großen Sendesaal der "Villa Berg". Doch auch außerhalb des anstrengenden Studiobetriebs betätigte sich Bernd Rabe. So bereicherte der Profi die Clubszene durch sein Mitwirken bei den "Villa Berg All Stars". Im eigenen Quartett förderte er bereits 1978 einen junges Piano-Talent, das inzwischen Jazz-Professor in Mannheim wurde, nämlich Joerg Reiter. Am 18. März verstarb Bernd Rabe 72jährig an einer tückischen Krankheit. Quelle: Text & Foto: Hans Kumpf |
Joachim Ernst Berendt |
Joachim Ernst Berendt gestorben Man nannte ihn den "Jazz-Papst", und die Dogmen gingen einst aus von Baden-Baden: Joachim-Ernst Berendt prägte den Jazz und die Jazz-Rezeption freilich nicht nur im terrestrischen Sendegebiet vom vormaligen Südwestfunk. Der nicht unumstrittene Pionier und Macher erlag am 4. Februar 2000 den Folgen eines Autounfalls. Mehr dazu hier ! |
Nat Adderley |
Der amerikanische Trompeter Nat Adderley ist am Sonntag, 2.1.2000, im Alter von 68 Jahren gestorben. Er wurde in den 50ger Jahren an der Seite seines Bruder ``Cannonball'' Adderley bekannt. Klassiker wie ``Work Song'' und ``Jive Samba'' stammen aus seiner Feder. 1997 zog er in die Jazz Hall of Fame ein.
|
Grover Washington Jr. |
Jazz-Saxophonist Grover Washington Jr. gestorben |
Edward Vesala |
Gedenkkonzert in der Saunabar |
Jugend jazzt |
Preisträgerkonzert und CD im Radio
|
SWR Jazz Preis |
SWR Jazz-Preis 1999 für die "Kölner Saxophon Mafia" Preisträgerkonzert am 17. Februar in Mainz Die Jury des vom Bundesland Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk gemeinsam gestifteten SWR-Jazz-Preises wählte bei ihrer jährlichen Sitzung in der Villa Musica in Mainz die "Kölner Saxophon Mafia" (Roger Hanschel, Wollie Kaiser, Steffen Schorn, Joachim Ulrich, Gerhard Veeck) zum Preisträger des Jahres 1999. Der SWR-Jazz-Preis, der mit 15.000 DM dotiert ist, wird am 17. Februar 2000, 19.30 Uhr, im Foyer des SWR-Funkhauses Mainz während eines speziellen Preisträgerkonzertes durch den Hörfunk-Direktor des SWR, Bernhard Hermann, überreicht. Das Konzert steht unter dem Motto "The Best Of 19 Years...". Die "Kölner Saxophon Mafia" führt dabei durch ihre eigene, inzwischen fast 20-jährige Geschichte. Der Jury gehörten bei der diesjährigen Sitzung an: Alfons Moritz als Vertreter der Landesregierung Rheinland-Pfalz; Peter Bastian, Karlsruhe, freier Journalist (BNN, Jazzthetik u.a.) und Fotograf; Günther Huesmann, Berlin, freier Journalist (SWR, WDR); Dominik Wagner, UDJ (Union deutscher Jazzmusiker); Dr.Winfried Longerich, Musikredakteur, SWR Mainz; H. Werner Wunderlich und Achim Hebgen vom SWR, letzterer als Vorsitzender der Jury. Die Jury des SWR-Jazzpreises begründete die Preisvergabe wie folgt: Die 1981 gegründete "Kölner Saxophon Mafia" hat all die zahllosen "a capella"- Saxophongruppen, die in den 80er und frühen 90er Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen, die kamen und gingen, überdauert. Die fünf Musiker haben es verstanden, durch ständige Weiterentwicklung und Erneuerung ihres musikalischen Vokabulars das Abnutzen des "alternativen" oder "innovativen" Hörreizes zu überwinden. Der Erfindungsreichtum, mit dem sie aus ihren derzeit 27 Instrumenten (sopranino bis Bass-Saxophon, alle Flöten und Klarinetten) ungehörte Klänge und ungewohnte Klangverbindungen schaffen, scheint mit den Jahren noch zu wachsen. Sie besizten trotz ihrer weitgefächerten Klangfarbenpalette eine unverwechselbare Gruppen-Identität, wie sie nur durch jahrelange intensive Zusammenarbeit enstehen kann: Sie klingen vertraut und doch immer wieder ungewohnt. Der Frankfurter Jazzjournalist Ulrich Olshausen nannte sie in der FAZ "...eine in Deutschland einmalige Versammlung der Superhirne, Grenzgängerphantasten und Handwerksfetischisten...". In den 19 Jahren ihres Bestehens hat die "Kölner Saxophon Mafia" bislang 19 CDs veröffentlicht, zahlreiche Preise erhalten, ist durch Europa, Afrika, Amerika und Asien getourt und hat auf praktisch allen wichtigen Festivals gespielt. Preisverleihung und Konzert: 17. Februar 2000, 19.30 Uhr SWR, Funkhaus Mainz Am Fort Gonsenheim 139 55122 Mainz Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Stephanie Schauenburg, Tel. 07221/929-3216. Quelle: Text © SWR / Foto: Hans Kumpf |
Dr. Jazz |
Dr. Dietrich Schulz-Köhn, genannt Dr. Jazz, gestorben Schulz-Köhn wurde 1912 in Magdeburg geboren. Als Junge lernte er Trompete und Schlagzeug spielen und begeisterte sich für den Jazz. Im Berlin der 30-er Jahre arbeitete er erfolgreich als Korrespondent für ausländische Musikzeitschriften, u.a. für den englischen "Billboard". Es gelang Schulz-Köhn über den Krieg eine Sammlung von circa 4.000 Schellack-Platten zu retten, die den Grundstock seiner publizistischen Tätigkeit in den 50-er und 60-er Jahren bildete. Dietrich Schulz-Köhn moderierte bereits 1947 von der Gründung des NWDR an
Jazz-Sendungen aus Köln. Der "Dr. Jazz" wurde zum Begriff in der
bundesdeutschen Nachkriegskultur. Mit seinen Büchern, Aufsätzen und Radio-Sendungen
prägte er maßgeblich das Bild der populären Musik aus Amerika, die nach dem Krieg
unermessliche Freiheiten versprach. Gemeinsam mit seiner Frau, der Jazz-Sängerin Inge
Klaus, setzte sich Schulz-Köhn in Wort und Schrift für den Jazz ein. Bis 1992 moderierte
er im WDR seine Sendung "Die rauhe Rille", die Hörerwünsche erfüllte und ihm
eine treue Gemeinde schuf. Dietrich Schulz-Köhns Sendung wurde 1992 von Werner Wunderlich
übernommen und ist unter dem Titel "Jazz gewünscht" bis heute auf WDR 3
lebendig. |
Charlie Byrd |
Ein akademischer Jazzer Mit den zwei weiteren swingenden Saitenkünstlern Barney
Kessel und Herb Ellis zog Byrd kollegial das Trio "The Great Guitars" auf. Dabei
beeindruckte sein genaues "finger picking"-Spiel durch akademische oblesse. Im
eigenen "Charlie Byrd Trio" zupfte sein Bruder Joe den Kontrabass. Auf über
hundert Platten ist Charlie Byrd mittlerweile zu hören. |
Lester Bowie |
Jazz-Trompeter Lester Bowie gestorben New York (AP) Der amerikanische Jazz-Trompeter
Lester Bowie ist im Alter von 58 Jahren in New York gestorben. Wie am Dienstag aus seiner
Umgebung verlautete, erlag er bereits am Vortag den Folgen einer Leberkrebserkrankung.
Bowie war 1969 Mitbegründer der Band Art Ensemble of Chicago, die auch in Europa auftrat.
Bei seinen Auftritten spielte er alle Arten von Musik, darunter auch Werke von Michael
Jackson und James Brown. Hans Kumpf zum Tod von Lester Bowie |
Heinz Sauer |
Gema-Jazzpreis an Heinz Sauer Die Auszeichnung wird am 6. November beim JazzFest Berlin überreicht Berlin.- 1999 erhält den Deutschen Jazzpreis der Frankfurter Saxophonist Heinz Sauer. Die Übergabe findet am Samstag, 6. November, im Rahmen vom JazzFest Berlin statt. Die auch als "Albert-Mangelsdorff-Preis" bezeichnete Würdigung wird von der "Union Deutscher Jazzmusiker" (UDJ) vergeben und von der Gema bezahlt. Zuvor durften der Pianist Alexander von Schlippenbach und der Saxophonist Luten Petrowsky die 20 000 DM in Empfang nehmen. Heinz Sauer, so heißt es in der offiziellen Begründung, habe seine musikalische Charakterstärke seit knapp vierzig Jahren in zahlreichen Formationen unter Beweis gestellt. Der am 25. Dezember 1932 in Merseburg geborene Künstler erregte in den 60er Jahren Aufsehen als "junger Wilder" im Quintett und späteren Quartett des Posaunisten Albert Mangelsdorff. Zudem gehörte er dem Jazzensemble des Hessischen Rundfunks und der German All Stars an. Schließlich konnte sich der Tenor-, Sopran- und Altsaxophonist noch in der eigenen Formation "Voices" profilieren. Im persönlichen Umgang sehr freundschaftlich und eher schüchtern, entwickelt Heinz Sauer auf der Bühne und vor den Mikrophonen eine unbändige Intensität. Auf seinem Horn entwickelt er ein geradezu hymnisches Spiel mit einem immensen Vorwärtsdrang. "Black Music", Bebop und Free Jazz finden bei ihm auf ehrliche Weise zusammen. Heinz Sauer, so heißt es in der offiziellen Begründung, habe seine musikalische Charakterstärke seit knapp vierzig Jahren in zahlreichen Formationen unter Beweis gestellt. Der am 25. Dezember 1932 in Merseburg geborene Künstler erregte in den 60er Jahren Aufsehen als "junger Wilder" im Quintett und späteren Quartett des Posaunisten Albert Mangelsdorff. Zudem gehörte er dem Jazzensemble des Hessischen Rundfunks und der German All Stars an. Schließlich konnte sich der Tenor-, Sopran- und Altsaxophonist noch in der eigenen Formation "Voices" profilieren. Im persönlichen Umgang sehr freundschaftlich und eher schüchtern, entwickelt Heinz Sauer auf der Bühne und vor den Mikrophonen eine unbändige Intensität. Auf seinem Horn entwickelt er ein geradezu hymnisches Spiel mit einem immensen Vorwärtsdrang. "Black Music", Bebop und Free Jazz finden bei ihm auf ehrliche Weise zusammen. Quelle: Text und Fotos: Hans Kumpf |
Steffen Schorn |
Aalen/Meersburg/Köln. Er kann alles - und auch Hochdeutsch: Steffen Schorn erhält den mit 15 000 DM dotierten baden-württembergischen Jazzpreis 1999. Ausgezeichnet wird der agile Saxophonist am Mittwoch, 3. November, zum Auftakt des Aalener Jazzfests im Rathausfoyer der Ostalbmetropole durch Kunstminister Klaus von Trotha. Damit wird ein umtriebiger Musiker gewürdigt, der höchstes instrumentales Können mit kompositorischer Raffinesse und eruptiven Improvisationen verbindet. Geboren wurde Steffen Schorn am 26.9.1967 in Aalen, wuchs aber am Bodensee in Konstanz und in Stetten bei Meersburg auf. Mit 6 Jahren erhielt er Trompetenunterricht, erlernte jedoch als Teenager das Saxophon autodidaktisch. Und da spezialisierte er sich auf die tiefen Register, nämlich auf das Bariton und auf das Bass-Instrument. Außerdem konzentriert er sich auf die Bassklarinette. 1985 fiel Schorn beim Wettbewerb "Jugend jazzt" auf und wurde umgehend in das von Bernd Konrad geleitete Jugendjazz-Orchester Baden-Württemberg aufgenommen. 1987 gehörte er als Baritonsaxophonist der ersten Ausgabe des "BuJazzO", der von Peter Herbolzheimer betreuten Nationalauswahl, an. Als Steffen Schorn 1990 auf Bali konzertierte, notierte er: "Für mich ist es eine der größten Erfahrungen des Lebens, als Musiker durch ferne Länder zu touren und Menschen fremder Kulturen kennen zu lernen." Exotische Sounds und komplizierte Metren (wie den 7/4-Takt) integriert Steffen Schorn gerne in seine Stücke. Gleichfalls fasziniert ihn die Zeitgenössische Musik. Nach seinem 1988 an der Kölner Musikhochschule begonnenen Studium ließ er sich noch in Rotterdam ausbilden. Individuellen Unterricht genoss er auch bei dem legendären Dirigenten Sergiu Celebidache und bei dem Brasilianer Hermeto Pascoal. In unzähligen Ensembles und Projekten wirkt(e) Schorn mit, so auch in der aufmüpfigen "Kölner Saxophon Mafia" und in der renommierten "NDR Big Band". Mit dem Schweizer Klarinettisten Claudio Puntin entwickelte er ein höchst artifizielles Duo. Für das Jahr 2000 wurde er mit der Leitung vom "SWR New Jazz Meeting" beauftragt. Steffen Schorn hat seit über einem Jahrzehnt seinen Wohnsitz in Köln. Quelle: Text und Fotos: Hans Kumpf |
Dave Douglas |
Ein Boss - zwei Big Bands Ed Partyka jazzte im Marbacher Seniorenstift Schillerhöhe In den fünfziger Jahren vertraten deutsche Didaktiker (wie Twittenhof, Gieseler und Rauhe) in diversen Büchlein die Auffassung, dass man mit Hilfe von Jazz im Unterricht schwierige Klassen "zähmen" und diese dann an die wertvolle abendländische Musik heranführen könne. Mittlerweile ist der Jazz längst etabliert und sein Publikum ist vielfach im Rentenalter angelangt - dies lässt sich leicht bei Festivals diagnostizieren. Dem guten alten Rock'n'Roll und gar der Woodstock-Generation geht es nicht viel anders. Wenn nun heutzutage in einem Altersheim Jazz vorgeführt wird, bedeutet dies keineswegs ein Schockerlebnis. So stieß ein Jazzabend im Marbacher Seniorenstift Schillerhöhe auf Wohlwollen und Interesse der Hausbewohner und Gäste von außerhalb. Schließlich trugen noch die humorvollen Ansagen des doppelten Bandleaders Ed Partyka zum besseren Verständnis bei. Der in Chicago aufgewachsene Amerikaner polnischer Abstammung präsentierte in der Schillerstadt gleich zwei deutsche Jazzorchester. Den Anfang machte die "Big Band Freiburg", die einst mit dem mittlerweile verstorbenen Kenton- und Lehn-Posaunisten Bobby Burgess einen berühmten Leiter hatte. Seit vier Jahren führt nun Edward Anthony Partyka, der im November 1998 bei einem vom NDR ausgetragenen Wettbewerb für junge Jazz-Dirigenten den ersten Preis errang, das Ensemble mit Amateuren aus dem Landkreis Ludwigsburg an. Ein Hobby, für das man gerne Zeit, Probenschweiß und Fahrtgeld opfert. Duke Ellington, der vor genau 100 Jahren geborene großorchestrale Swing-Künstler, stand im Mittelpunkt des Marbacher Konzerts: ein nostalgisches Wiederhören mit den Hits "Im Beginning To See The Light", "Mood Indigo" und "Don't Get Around Much Anymore". Eine wertvolle vokale Komponente steuerte Gisela Hafner bei, die mit ihrer angenehm rauchigen Altstimme die Themen vorstellte. "In My Solitude" weist nicht etwa auf das Schloss hoch über Stuttgart oder gar dessen Architektur-Adaption als Literaturarchiv in Marbach hin - die Ellington Ballade beschreibt eben programmmusikalisch die Einsamkeit. Im raffinierten Arrangement von Ed Partyka mit den fugativ sich aufschichtenden Akkordballungen klang diese Komposition besonders eindringlich. Ansonsten würdigten die "Freiberger" andere amerikanische Big-Band-Heroen: Stan Kenton mit dem prallen und progressiven Powerplay, Count Basie mit dem bekannten Neal-Hefti-Arrangement von "Li'l Darlin'". Die begeisterten Jazzliebhaber wagten sich auch an den eher unbequemen Bassisten Charles Mingus, der mit "Jelly Roll" dem Pianisten Morton und der Jazz-Tradition seinen Tribut zollte - und dabei harmonisch schräg blieb. Original-Kommentar von Ed Partyka zuvor: "Sie hören ein paar Dissonanzen gleich. Das sind keine Fehler!". Die Satzleistung der Big Band von Freiburg am Neckar waren durchweg passabel und gut, bei einzelnen Solo-Improvisationen schlichen sich dagegen in der Intonation Trübungen ein. "Spielst Du in meiner Big Band, spiel' ich in deiner Big Band" - dies ist offenbar das Motto von den beiden Posaunisten Ed Partyka und Ansgar Striepens (Dortmund) sowie dem Pianisten Rainer Tempel (Tübingen). Die Personen-Zahl "13" führt in der "kleinen" Ed-Partyka-Big-Band zum musikalischen Glück. In der Nachfolge von dem subtilen (Miles-Davis)-Arrangeur Gil Evans zaubert der mittlerweile in Stuttgart beim Möhringer Musical-Betrieb tätige Partyka schöne, weiche Sounds. Symptomatisch hierfür: zwei Waldhörner und nur eine reguläre Posaune, oft Flügelhörner anstatt scharfer Trompeten, Querflöten an Stelle von Saxophonen. Sporadisch mischt sich dann Ed Partyka unter die Instrumentalisten und beteiligt sich auf der Tuba oder der Bassposaune brillant am musikalischen Geschehen. Insgesamt eine höchst intellektuelle Musik mit herzhaftem Charme. Neben Stücken von Partyka kommen auch neue Beiträge von Tempel und Striepens zur Aufführung, wobei man sich gerne des "Ur-Materials" von Mingus und Ellington ("In A Mellow Tone") bedient. Wendig als Solist der Trompeter John Marshall von der WDR-Big Band, und auch die anderen Profis fühlen sich bei den Improvisationen wohl. Das Konzert in der Ed-Partyka-Big-Band in Marbach am Neckar war mehr als nur eine Generalprobe für eine Festival-Performance in der Landeshauptstadt. Und: frischer Jazz hält doch allseits jung - Spieler und Publikum. Quelle: Text und Foto: Hans Kumpf |
Dave Douglas |
Donaueschinger Musiktage begannen mit der SWR-Jazz-Session - Mit Noten-Diktatur für Freiheitskämpfer Trompeter Dave Douglas ließ "live" global musizieren Donaueeschingen. Als 1993 der mittlerweile 35jährige Trompeter Dave Douglas seine CD "Parallel Worlds" herausbrachte, erregte er auch außerhalb New Yorks großes Aufsehen - und wurde im Jahr darauf zum JazzFest Berlin eingeladen. Ungewöhnlich gab sich die Besetzung des Quintetts: neben dem Blechblasinstrument und Schlagzeug (Michael Sarin) gleich drei Saiteninstrumente, nämlich Violine (Mark Feldman), Cello (Erik Friedlander) und Kontrabass (Mark Dresser, inzwischen Drew Gress). Die Ausrichtung zur globalen zeitgenössischen Tonkunst ließ sich nicht überhören - der "Third Stream", die oft krampfhafte Verbindung von emotionalem Jazz und rationaler Neuer Musik, wurde wieder einmal aufgegriffen. Folgerichtig erschien deshalb, dieses Projekt für Donaueschingen zu erweitern. Dominierend blieb der universell-versierte Geiger Mark Feldman mit zeitweiligen Paganini-Attitüden, neu hinzu kamen der disziplinierte Klarinettist Chris Speed, der aberwitzig leise und hoch spielende Posaunist Josh Roseman, die ohne physische Anstrengung komplexe Computer-Rhythmen hervorzaubernde Ikue Mori und der "naturhafte" Marimba-Spezialist Bryan Carrot. Freilich ließ sich bei "Speaking Truth To Power: New Protest Music" der hehre politische Anspruch aus der meist penibel konzipierten Komposition nicht heraushören. Da erklangen bei der dem ägyptischen Schriftsteller Naguib Mahfouz gewidmeten Suite collagiert liebliche Melodien, rührselige Romantik, affektierte Moderne und "musique concrete" wie einst bei Stockhausen "Radiophonie". Bluesige Phrasen, Bebop-Motive und Coltrane-Adaptionen für die indische Choregarfin Chandralekha, fast schon Ravels "Bolero" als "Easy Listening" für die ägyptische Feministin Nawal El Saadawi. Dave Douglas wurde im Programmheft zitiert: Ein Zeitungsartikel über die durch den Krieg in Jugoslawien bedingten rosigen Zukunftsaussichten der Waffenindustrie erweckte in mir den Wunsch, ein Musik-Projekt zu schaffen, in dem sich der Protest gegen die von Politikern beider Seiten sanktionierte Menschenschlachterei ausdrückt. Schon länger wollte ich Musik für den ägyptischen Schriftsteller Naguib Mahfouz komponieren, der sich in seinen Romanen seit Jahren kritisch mit seiner Regierung auseinandersetzt. Es erscheint mir der positivste Ausdruck von Protest, Menschen zu ehren, die in ihrem Werk konstrukiv gegen die herrschenden Zustände angehen. Weitere Teile der Komposition "Speaking Truth to Power: New Protest Music" waren folgenden Persönlichkeiten gewidmet: Taslima Nasrin (bengalische Dichterin), Pramoedya Ananta Toer (indonesischer Schriftsteller), Eqbal Ahmad, (palästinensischer U.S.-Aktivist), Ken Saro-Wiwa (nigerianischer Aktivist, Schriftsteller, 1995 hingerichtet). Für insgesamt sieben Freiheitskämpfer Musik in ohrengefälliger Tristesse. Eine Noten-Diktatur anstatt emotional erzeugter und ergreifender Improvisationen. Das Nonett interpretierte die Vorgaben von Dave Douglas bereitwillig. Doch klaffte meines Erachtens eine Lücke zwischen theoretischem Anspruch und musikalischer Wirkung. Die vielfältigen Stilfragmente sorgten für Abwechslung, konnten aber letztendlich Einförmigkeit nicht verhindern. Können bestimmte Töne, Klänge und Rhythmen alleine schon Protestcharakter haben - oder braucht man dazu doch deutliche Worte? Wie hätte man die Musik ohne die Erklärungen im Programmheft und auf der Bühne rezipiert? Die (eher stille) "New Protest Music" von Dave Douglas, der ja jüngst mit dem Deutschen Schallplattenpreis geehrt wurde, zerging nach meinem Empfinden mit ihrer Heilen-Welt-Idylle in Beliebigkeit. In einer "live"-Sendung wurde das Eröffnungskonzert der Donaueschinger Musiktage von "SWR 2" übertragen. Quelle: Text und Foto: Hans Kumpf |
Milt Jackson |
Lieber Blues als Bach Vibraphonist Milt Jackson gestorben New
York - "Ich fing eigentlich als Sänger an, siebenjährig - mein Bruder Alvin war
Duett-Partner bei Gospels. Mit elf oder zwölf Jahren spielte ich Klavier, aber dann
landete ich schließlich beim Vibraphon, denn das ist das Instrument, welches der
menschlichen Stimme am nächsten kommt. Damit hat man viele Variationsmöglichkeiten zur
Verfügung und man kann auf dem Vibraphon endlos improvisieren." Dies sagte einmal
Milt Jackson, der vor allem als Mitglied vom legendären "Modern Jazz
Quartet" berühmt wurde. |
Art Farmer |
Jazz-Instrumentalist: Art Farmer gestorben Er spielte auf dem «Flumpet» Im Alter von 71 Jahren ist Art Farmer, einer der bedeutendsten Instrumentalisten des Jazz, in New York gestorben. Der Flumpet-Virtuose erlag am Montag (Ortszeit) einem Herzversagen. sda. Art Farmer, eine Jazzlegende, ist gestorben. Die Nachrichtenagentur APA berief sich bei ihrer Meldung auf Axel Melhardt. Melhardt ist Leiter des Jazzland in Wien. Zusammenbruch in den USA Zwischen Trompete und Flügelhorn |
Jugend jazzt |
Göppinger "Lumberjack Big Band" doppelt
erfolgreich Den 1. Preis in der Sparte Combo erzielte unangefochten das selbstbewußt lyrisch-modern aufspielende Duo des Backnanger Pianisten Peter Gromer und des Singener Drummers Florian Brütsch. Die Jazzband des Klettgau-Gymnasiums Tiengen mit einer expressiven Sängerin landete auf Platz 2. Einen Sonderpreis zuerkannt erhielt von der fünfköpfigen Jury unter Vorsitz von Hans Kumpf das junge Emmendinger Trio "Dry Pack", welches den unorthodoxen Rocker Frank Zappa aufleben ließ und Duke Ellingtons "Caravan" mit vier Besenstielen und einem Altsaxophon arabisierend in die Wüste schickte. Bei den Jazzorchestern war wieder die von Alexander Eissele
dirigierte "Lumberjack Big Band" aus Göppingen erfolgreich. Ob Latin oder Funk
- der Klangkörper besticht immer wieder durch das rhythmisch exakte und dynamisch
ausdiffernzierte Spiel. Nicht nur bei "Jugend jazzt" war die Großformation Gleich zwei erste Preise wurden bei "Jugend jazzt" in der Kategorie "Schüler-Big Bands" vergeben, nämlich an die von Werner Englert aufgezogene "Band in Black" (Emmendingen), die eine avantgardistische Performance inklusive Akkordeon und Didgeridoos ablieferte, sowie an die gewohnt sauber im traditionellen Stil swingende "HG Big Band" vom Helmholtz-Gymnasium in Karlsruhe. Den zweiten Platz konnte die rührige "GTO Big Band" vom Ganztagesgymnasium Osterburken erringen - mit dabei der erst elfjährige Johannes Ludwig auf dem (Kinder-)"C-Melody"-Saxophon. Am 3. Oktober dürfen die sieben besten Ensembles in den Ludwigsburger "Bauer Studios" eine CD aufnehmen. Dort ist (von 10 bis 17 Uhr) die Öffentlichkeit genauso erwünscht und eingeladen wie am 27. November 1999 um 19 Uhr, wenn vor den Mikrofonen des Südwestrundfunks in der "Villa Berg" das offizielle Preisträgerkonzert der Erstplatzierten und von "Dry Pack" steigen wird. Im Überblick: |
Leroy Vinnegar |
Am 5. August 99 ist der Bassist Leroy Vinnegar im Alter von 71 Jahren gestorben. Dazu der DownBeat Artikel: Bassist Leroy Vinnegar, known as "The Walker," died Tuesday of a heart attack in Portland, Ore. He was 71. Vinnegar had suffered severe heart and lung problems for a prolonged period, and was in and out of hospitals frequently over the past two years. Despite his condition, which required oxygen 24 hours daily, he continued to perform with his trio of pianist Geoff Lee and drummer Mel Brown. Many credit the 6'5" Vinnegar, who has more than 800 album credits to his name, for extending the love of jazz to young Portland audiences. He and his quartet played Tuesday nights at Berbati's, a club formerly limited to rock. In the beginning, youngsters came in expecting rock, but left with an appreciation for jazz. They returned and brought their friends. Soon, the place was packed every week with mostly 21 to 30 year olds. Vinnegar often said, "Youngsters like the beat in music, and I give them plenty of that." Born July 13, 1928, in Indianapolis, Vinnegar first expressed interest in playing piano. A bassist friend left his bass for safe keeping in Vinnegar's home. Leroy fell in love with the instrument and it soon became his instrument of choice. Vinnegar moved to Chicago where fellow bassist Israel Crosby introduced him to area musicians. Art Tatum hired him for his trio. He worked with Lester Young, Sonny Stitt, Ben Webster, Johnny Griffin and others before his move to Los Angeles. Drummer Larance Marable remembers young Vinnegar catching right on at Los Angeles' California Club, where he met and worked with Wardell Gray, Conte Candoli and Barney Kessell. "Even then Leroy had a very warm tone and a fantastic sense of time," Marable says. "You couldn't get lost playing with him, and if you did go astray, he'd guide you right back in." Saxophonist Teddy Edwards said Vinnegar had the biggest sound he ever heard and was very imaginative harmonically. He also said he and Vinnegar enjoyed not only a wonderful musical relationship, but were close personal friends. Via long distance, Edwards was one of the last to talk with Vinnegar just hours before he passed. Drummer Brown, Vinnegar's regular bandmate and friend for years, described Vinnegar as "a great teacher, who taught by example." Brown, who enjoyed playing the role of younger brother, says he was fortunate to have worked with Vinnegar, learning from a master right on the bandstand. Dick Bogle |
Harry Edison |
COLUMBUS (Ohio, USA). Der legendäre Tenorsaxophonist Lester Young verlieh dem Trompeter Harry Edison einst den Spitznamen "Sweets" - und charakterisierte hier bestens dessen "süßen" Sound auf dem ansonsten vielfach hart und rau intonierten Blechblasinstrument. Am 27. Juli 1999 verstarb Harry "Sweets" Edison in seinem Geburtsort Columbus (Ohio, USA) infolge einer Krebserkrankung, an der er 14 Jahre gelitten hatte. Noch einen Monat zuvor hatte der 83jährige Trompeter Konzerte bestritten. Geboren wurde Harry "Sweets" Edison am 10. Oktober 1915. 1938 trat der Bläser in das Orchester von Count Basie ein. Obgleich er auch eigene Combos erfolgreich leitete, musizierte er immer wieder gerne in Big Bands. Einige der Stationen waren hier Buddy Rich, Louis Bellson, Quincy Jones, Benny Carter, Duke Ellington, Henry Mancini und Nelson Riddle. Zudem begleitete der stets vornehm gekleidete Edison so bedeutende Entertainer wie Frank Sinatra und Nat King Cole. Mehrmals musizierte Harry "Sweets" Edison vor Mikrophonen des Süddeutschen Rundfunks, so in Stuttgart und in Ludwigsburg. Quelle: Hans Kumpf / Foto: Hans Kumpf |
Festival |
Auch die Eltern swingen begeistert mit Fünf Jazz-Dozenten der Musikhochschule gehen mit Schülerensembles neue Wege Jazz schweißt zusammen, ganz besonders, wenn Profis und Schüler gemeinsam Musik machen. Beim ersten Schüler-Jazz-Festival vergangene Woche hatten Anfänger und Fortgeschrittene ihren Spaß. Von Katja Schmidt Das Publikum bei Schulkonzerten besteht oft nur aus Mitschülern und stolzen Eltern. Der Beifall ist programmiert, egal, wie gut oder schlecht die Darbietungen sind. Beim ersten Schüler-Jazz-Festival vergangene Woche hörten zwar auch fast nur Eltern und Schüler zu, der Applaus spiegelte aber die Begeisterung der jungen Jazzer auf der Bühne wider. Neun Schulbands mit insgesamt hundertsechzig Musikern aus Stuttgart und Umgebung hatten zuvor zwei Tage lang mit Jazzdozenten der Musikhochschule geprobt. ¸¸Viele Schüler improvisieren heute zum ersten Mal'', sagt Tilman Jäger, der Jazz-Beauftragte des Kultusministeriums, zum Auftakt der Veranstaltung. Beim ersten Solo im ¸¸Road Song'' geben die Eltern noch pflichtschuldig Beifall. Die Schüler im Publikum allerdings wissen, was eine Improvisation bedeutet. Schließlich werden auch sie an diesem Abend noch auf der Bühne stehen. Egal, wie kurz oder lang, wie gelungen oder wackelig die Soli auch sind - der Applaus ist echt, die Bravo-Rufe laut und die Pfiffe anerkennend. ¸¸Das Festival ist kein Wettbewerb zwischen guten und weniger guten Jungjazzern'', sagt Jäger. ¸¸Uns ist der gemeinsame Spaß an der Musik viel wichtiger.'' Deswegen haben die Organisatoren bei der Einteilung der Workshops darauf geachtet, daß sowohl Fortgeschrittene als auch Anfänger in den einzelnen Festival-Combos miteinander jazzen. Wann hat schon ein Saxophonist aus Heidenheim Gelegenheit, mit einem Trossinger Schlagzeuger zusammenzuspielen? Für die jungen Musiker im Alter von 13 bis 19 Jahren ist das Jazzfestival dann auch ein musikalisches Miteinander. Gelingt ein Solo besonders gut, klatscht der Rest der Combo begeistert. Schafft ein Trompeter nur zwei Takte Solo, gleicht der Pianist mit der größeren Erfahrung die Lücke postwendend aus. Auch die Profijazzer - fünf Dozenten der Stuttgarter Musikhochschule - zeigen statt verbissenem Ehrgeiz professionelle Lockerheit. ¸¸Als ich meiner Combo heute morgen erklärte, daß wir jetzt Salsa spielen und dieser Rhythmus keine Eins habe, hat mich blankes Entsetzen aus den Gesichtern angeschaut'', erzählt Achim Rothe von seiner Workshoparbeit. ¸¸Innerhalb von ein paar Stunden hatten die Schüler den Rhythmus aber ziemlich gut drauf.'' Im Konzert riß Duke Ellingtons Stück ¸¸It Don't Mean a Thing'' im lateinamerikanischen Salsa dann nicht nur die Schüler im Publikum mit. Auch die Eltern hatten ihre steife Sitzhaltung längst aufgegeben und swingten ganz locker im Takt mit. Quelle: Copyright: Stuttgarter Zeitung - Kultur 19.07.1999 |
Fred Frith |
Fred Frith verläßt nach fünf Jahren Stuttgart und spielt ein letztes Konzert im Zapata Abschied mit Paukenschlag Seine Gitarre steht beim vorerst letzten Stuttgart-Auftritt des großen Improvisators Fred Frith nicht immer im Mittelpunkt. Den Gästen des Farewell-Konzerts im Zapata bleibt viel Platz, von einer Solo-Show Friths kann keine Rede sein. VON MICHAEL RIEDIGER Dafür verabschiedet sich der kommende Professor am kalifornischen Mills College von der Stadt, wo er fünf Jahre lebte, indem er seine wohl größte Stärke ins Spiel bringt: Er führt Musiker zusammen und erzeugt eine Atmosphäre des Aufeinanderhörens, ein Ethos des Zusammenspiels, das der Improvisation förderlich ist. Und Frith weiß wie kein zweiter, wie die Regeln des freien Spiels funktionieren. In seinem Kopf steckt ein offenes, dehnbares Konzept von Klang, das es ihm ermöglicht, auch auf kleinste Tonschwankungen einzugehen oder aber den ganz großen dynamischen Wurf zu wagen, den Urknall freien Spiels. Wir haben beides an ihm geschätzt: die Enthüllung immer weiterer Gitarren-Geheimnisse beim Treffen mit anderen Gitarristen, wenn sich hinter scheinbarem Chaos perfekte Harmonie andeutet, aber auch das Schroffe, Heftige, Laute. Und im Zapata hat sich Frith dafür entschieden, den Abgang aus seiner Wahlheimat mit einem Paukenschlag zu verschönern. Zunächst entreißt er seiner Akustikgitarre wilde Ostinati, nur begleitet vom Drummer Han Bennink (Pictures of Rhythm). Dann füllt sich die Bühne mit weiteren Pictures-of-Rhythm-Percussionisten, auch der Schlagzeuger Hans Fickelscher gesellt sich dazu, außerdem der Saxophonist Bernd ¸¸Lümpsch'' Lehmann. Und der legt richtig los, treibt mit meist abgehackten oder aber endlos gehaltenen Tönen die Musik in Free- Jazz-Gefilde, wo Saxophon-Sirenen jaulen und für Harmonie nur wenig Platz bleibt. Das klingt nicht nach einem wehmütigen Abschied in blue; in den 40minütigen Stücken steckt vor allem Furor - oder ist es Freude über die spürbare Anhänglichkeit des Stuttgarter Publikums? Frith sitzt im Mittelpunkt des Klanggeschehens - als Katalysator, denn die Gitarre ist oft kaum wahrnehmbar. Aber er freut sich sichtlich an jedem Moment aufblitzender Schönheit, wenn sich Töne treffen und Bruchstücke zusammenfinden. Dann geht er völlig in seinem Element auf, auch wenn sein Anteil am Freistil-Spiel nur gering scheint. Quelle: (c)Stuttgarter Zeitung - Kultur 19.07.1999 |
Festival |
Steinreiches Südpool-Festival in Stuttgart Bernd Konrad und Kollegen jazzen am 13.und 14. 8. im Treffpunkt Rotebühl STUTTGART. Erneut setzt Bernd Konrad mit seinem Südpool-Sommer-Festival im Treffpunkt Rotebühlplatz zur allgemeinen Ferienzeit einen avantgardistischen Jazz-Akzent. Mitte August geht es wieder um die Verzahnung der Künste, wobei viel Musik fürs Auge geboten wird. Den Anfang macht am Freitag, dem 13.8.1999, um 21 Uhr im Robert-Bosch-Saal der ostdeutsche Pianist Hannes Zerbe, der sich in seiner Trio-Formation der dadaistischen Ursonate von Kurt Schwitters annimmt. Es folgt ein Saxophon-Duo mit dem neuen baden-württembergischen Jazzpreisträger Steffen Schorn und Roger Henschel. Den fulmininanten Abschluß des ersten Festivaltages bewerkstelligt die "Südpool Super Constellation". Zu dem regulären süddeutschen Quartett um Bernd Konrad (Saxophon), Herbert Joos (Flügelhorn), Paul Schwarz (Piano) und Günter "Baby" Sommer (Schlagzeug) stoßen der Perkussionist Joe Koinzer, der Bassist Günter Lenz und etliche am Festival beteiligte Instrumentalisten. Tags darauf heißen die multimedialen Projekte im Foyer "Klangsteine" (Akteure: Klaus Fessmann, Manfred Kniel, Friedemann Dähn) und "Viel Steine gab's" (Inge Mißmahl mit TänzerInnen und dem Südpool-Quartett). Zwischendrin zelebrieren im Robert-Bosch-Saal Matthias Bolz und Volker Jaeckel die Aktion "Lichtpiano - eine sinnvolle Begegnung". Beginn des dreistündigen Spektakels ebenfalls um 21 Uhr. Quelle: Hans Kumpf / Foto: Hans Kumpf |
Billie Holiday |
Zwei Herzen erwachen im Traum Wie klingen Lieder nach dem Tod? Wo endet ein Revival? Ist Reproduktion möglich? Heute - 17. Juli - vor vierzig Jahren starb die Jazzsängerin Billie Holiday VON THOMAS LACKMANN Spektakuläre Ergebnisse hat die Aufnahmesitzung vom 12. September 1940 im New Yorker Okeh / Columbia Studio, 55 Fifth Avenue offenbar nicht hervorgebracht. Keiner der vier Songs Billie Holidays, die an diesem Herbsttag aufgezeichnet wurden, begleitet vom Trompeter Roy Eldridge sowie ihrem wichtigsten Bandleader-Pianisten jener Jahre, Teddy Wilson, und dem Drummer Kenny Clarke, mauserte sich zum Evergreen; keinen hat die Jazzsängerin in den folgenden 19 Jahren ein zweites Mal für die Schallplatte gesungen. Damals, 1940, stand sie im siebten Jahr ihrer Karriere, kurz vor deren Höhepunkt; das erste Jahrzehnt privater Katastrophen hatte für sie eben erst begonnen. Doch Lady Day hatte es geschafft damals, war zu jener unverwechselbaren Stimme geworden, die bei Auftritten das Zentrum der Band ausmachte. Zwar versuchte das FBI in jenen Tagen, beim Wirt des New Yorker Bohéme-Treffs Café Society ihre dort zu Ruhm gelangte Ballade "Strange Fruit" auf den Index zu setzen, weil diese düstere Anklage südstaatlicher Lynchjustiz antiamerikanisch mißbraucht werden könne in Hitlers Europa. Auch war über die 25jährige mit dem Rassismus-Trauma eine Akte angelegt worden: "Nr. 4855389 Billie Holiday: Singer". Sie selber wußte davon aber nichts, das Kunstlied "Strange Fruit" verblieb, ein Widerhaken der Protestlyrik, in ihrem Repertoire aus Schlagern, Blues und Musical-Songs. Beinahe jedes Material vermochte sie ja in ihr Lied zu verwandeln. Und doch sind "I'm all for you", "I Hear Music" und "Practice Makes Perfect", die an jenem 12. 9. 1940 eingespielt wurden, heute fast unbekannt. Die vorletzte Aufnahme der Sitzung, "The Same Old Story", ist auf den zusammengerührten Holiday-Kompilationen, welche den CD-Markt überschwemmen, kaum noch zu finden; die Holiday-Site im Internet dokumentiert den Text sinnentstellt. Gleichwohl ist "The Same Old Story" ein Lied für sich. Mythos und Oeuvre der Billie Holiday werden oft mit ihrer Gesangstechnik erkärt, vor allem jedoch mit ihrer dramatischen Vita, die man als Fonds und Spiegelung des künstlerischen Schaffens interpretiert. Ihre Lieder, bei allem Auswahlinstinkt ein Querschnitt durch den Entertainmentfundus der 20er, 30er, 40er Jahre, wurden dabei wenig beachtet. Ihr Geheimnis, hieß es, beruhe auf dem nuanciert verschleppten timing, der strahlenden Fragilität, der gebrochenen Phrasierung, der zartrissigen Melancholie ihrer Stimme (die klingt tatsächlich für den, der noch heute davor die Augen schließt, nah und weit entfernt zugleich). Andererseits montierte man, sie selbst hat damit angefangen, ihre üblen Erfahrungen als Kind, als Farbige, als Süchtige, als Frau zu Elementen einer Passionsfigur, hinter der ihr Einfluß auf die U-Musik des Jahrhunderts verblaßt; dieser Boulevardisierung widmeten sich erste Biographien und der Film "Lady sings the blues" mit Diana Ross (1972). Doch seit dem boomenden Revival der vergangenen Jahre, in dessen Verlauf ihre Songs zur Ingredienz jeder nächtlichen Kneipen-Atmo avancierten, wächst eine Fangemeinde, die das Repertoire genießt, ohne von der Person zu wissen. Holiday-Songs wurden als Werbeträger entdeckt: So setzte die Weinstädter Weinbrennerei Jacobi für die Kinoreklame des Whiskys Ballantine Holidays 1937 aufgenommene, federleicht swingende Hedonismus-Hymne ein: "When we want to love we love, when we want to kiss we kiss / with a little petting, we're getting / some fun out of life." Ob der Spot auf internationaler Ebene Rechte- oder Tantiemenprobleme verursachte, weiß heute in Jacobis Marketing-Etage keiner mehr zu sagen. Billies Original jedenfalls ist dort noch als Telefon-Wartetrailer zu hören, die Synchronisation der Werbung indes wurde bald ausgewechselt, dasselbe Lied durch eine Noname-Stimme gecovert, mit einem nostalgischen touch of Holiday. Gehört solche Egalisierung zum Revival? Was bedeutet dann, nicht erst auf dem Hintergrund elektronischer Retuschen, Authentizität? Im Lauf ihrer 26jährigen Studiogeschichte, genauer: seit der Erstaufnahme von "Strange Fruit" im April '39, ist die Jazzsängerin immer langsamer geworden, das hat 1995 der Biograph Stuart Nicholson mit akribischen Messungen belegt. Der Wandel ihres angegriffenen Organs, das in den fortgeschrittenen Jahren noch präsenter wirkt als zu Zeiten unbeschwerter Intonation, fällt auch dem Fan ohne Meßgerät auf. Trotzdem kommen dabei ebensowenig Identitätszweifel auf wie beim Vergleichen der Vinylaufnahmen mit vom Rauschen der Historie befreiten CDs. Jüngst freilich hat die Firma P + C Trumpets of Jericho (Israel) eine hierzulande bei Zweitausendeins vertriebene CD-Box für 40 Mark ediert und ihren niegehörten Holiday-Sound angepriesen, als entspringe er dem Streben nach Wahrheit: Das "digital remastering" dieser "Past Perfect Series" habe den Zweck "to remove all disturbing side effects of historic recordings without manipulating the character of the original." Dabei tönt die Stimme auf diesen zehn CDs farblos, gepreßt: unkenntlich. Von der Künstlerin bleibt in der letzten Ramschphase des Revivals nur ihr gut verkäuflicher Name - und das Repertoire. Den bürgerlichen Namen hat die reale Billie Holiday (ihren Künstlernamen bastelte sie aus Billie Dove, dem Filmstar, und dem Namen ihres stets abwesenden Musiker-Vaters Clarence Holiday) lebenslang gewechselt: Sie hieß Eleonora Harris oder Fagan oder Gough oder Monroe oder McKay, nach Mama, Opa, dem Stiefdaddy, den bösen Gatten. Oder bildete Doppelnamen. Gemessen an diesem ratlosen Identitätstaumel blieb ihre echte Stimme dieselbe, und identisch blieb ihr Repertoire: Schlager, love stories, heiter-melancholische Alltagsszenen, Trivialphilosophien, feine Balladen - beflügelt, etwas sophisticated, ironisch und sentimental. George und Ira Gershwin haben als Komponist / Texter-Duo diese Gattung der intelligenten, rührenden, tanzbaren Unterhaltung perfektioniert. Mit den Texten ihrer Songs und denen anderer Autorenteams arbeitete Billie Holiday wie ein Instrument mit der Melodie. Scat-Gesang, das improvisierte Silben-Schlagzeug der Jazz-Vokalisten, hat sie nie auf Platte aufgenommen, obwohl sie ihn beherrschte (und einem damit "den Schädel spalten konnte", wie sich ihre Musiker erinnern). Texte waren ihr wichtiger. Manche ihrer Aufnahmen verbinden sich, auf pathetische Weise, mit ihrer Biographie. Das rasante Studiodebüt der Achtzehnjährigen mit Benny Goodman ("Your Mothers's Son-in-Law") am Montag, den 27. November 1933, fand statt, nachdem dort drei Tage zuvor im selben New Yorker Studio, 55 Fifth Avenue, ihr Vorbild, die später unter rassistischen Begleitumständen verunglückte Blues-Kaiserin Bessie Smith, ihre letzte Platte aufgenommen hatte, "Down in the Dumps". Holidays nie veröffentlichte letzte Aufnahme wiederum, vom 25. Mai 1959, wenige Tage bevor sie zum letzten Mal ins Krankenhaus eingeliefert wurde, waren "I can't get started" und "Ain't Nobody's Business If I do". Das eine ist ein ironisch-trauriges Yuppieliedchen, Text von Ira Gershwin: Bin um die ganze Welt geflogen, Roosevelt fragt mich um Rat, Stars laden mich zum Tee, aber "I can't get started with you . . . my Waterloo." Lester Young, ihr musikalisches Alter ego, mit dem sie eine tiefe, unvollendete Liebesfreundschaft verband, hatte 21 Jahre zuvor bei der ersten Einspielung dieses Songs das Saxophon geblasen. Das zweite take war, fast 60 Jahre zuvor, die erste Studioaufnahme der Bessie Smith gewesen, der älteste Emanzipationssong der Blues-Geschichte: Wenn ich sonntags zur Kirche gehe und montags ins Cabaret; wenn mein Alter mich schlägt und ich nicht die Bullen rufe, sondern ihm den letzten Cent gebe - "Nobody's Business if I do". Ein solcher biographischer Kontext läßt sich für das spezielle Lied vom 12. 9. 40 nicht konstruieren: "The Same Old Story" ist kein Sehnsuchtsruf, keine Liebesunterwerfung, wie die "typischen" Hits der Lady Day. Ein sanfter Foxtrott, eine anschmiegsame Melodie, der Text gefühlvoll reflexiv - eine Welt-Anschauung. "It's the same old story / it's as old as the stars above / The same old story / of a boy and a girl in love / The scene: same ol' moonlight / the time: same ol' june night / romance the theme / Two hearts awake deep in a dream . . ." Eine psychoanalytische Situation! Doch der Traum verfliegt, das Problem Abnutzung kommt in Sicht: "The same old story / it's been told much too much before / the same old story - but it's worth telling just once more . . ." Die Melodie verharrt nach dem trotzigen "but" in kriselnder Schwebe, der Text spitzt sich zu ins angestrengte Märchenglück: "It's all fun and laughter / they lived ever after / in ecstasy -" Das psychotische happyend stockt in der Sackgasse des unaufgelösten hohen Tones. Billie Holiday hat, als sie dieses Lied unironisch singt, zwei Ehe-Desaster, Yunkiestreß, Knast, Entziehungskuren noch vor sich; sterben wird sie am 17. Juli '59 im Hospital, unter Polizeiaufsicht. "The same old story", singt sie, "but - it's new to me." Das "but" bedeutet spes contra spem: Hoffnung gegen alle Hoffnung. Das "me" besteht auf der indivduellen Erfahrung: gegen Struktur und Tradition. "New" heißt: "jetzt". Deshalb ist "The Same Old Story", das Lied des verschollenen Teams M. Field / N. Oliphant, eine perfekte kleine Betrachtung der Menschheitsgeschichte. Über Beziehungen. Über Aktualität in den Medien, über Kunst und Reproduktion. Über die Chance, eine tote Sängerin auf ihrer alten Platte so spektakulär zu hören: als schaute sie mich an. Quelle: Copyright: DER TAGESSPIEGEL, Berlin / Kultur, 17.7.99 |
Bob Degen |
"Ich habe schon immer versucht zu spielen, was ich bin" Bob Degen, Frankfurter Pianist, am biografischen und künstlerischen Wendepunkt Von Hans-Jürgen Linke "Gute Musiker", sagt Bob Degen auf die Frage, wie es kam, daß er sich Anfang der 70er Jahre entschloß, in Deutschland zu bleiben: "Es gab hier einfach so viele gute Musiker, mit denen ich zusammen spielen konnte." Das waren Gruppen wie Voices oder Springtime und Musiker wie Heinz Sauer oder Günther Lenz. Bob Degen hat so kontinuierlich mit ihnen und anderen Musikern des erweiterten Rhein-Main-Gebiets gearbeitet, daß man ihn gemeinhin für einen Hiesigen hält. Spätestens seit er 1994 den Jazzpreis des Landes Hessen bekam, ist er das auch zumindest honoris causa. In Wahrheit aber nur zur Hälfte. Die andere Hälfte Bob Degens ist Amerikaner geblieben. Und ihr will er bald wieder mehr Raum geben. Bob Degen ist in Pennsylvania aufgewachsen, mit der Musik von Art Tatum, Fats Waller und Duke Ellington, als Sohn eines Gitarristen ("er ist jetzt über 90 und liebt Miles und Coltrane") und einer Tänzerin: ein Haus voller Musik. Er mußte sich nie wirklich dafür entscheiden, von der Musik sein Leben bestimmen zu lassen, sie hat das sowieso immer getan. Mit vier hat er angefangen Klavier zu spielen. Später hat er es nicht allzu weit nach New York gehabt, wo in den Clubs all jene Musiker zu hören waren, deren Namen heute die Augen der Jazzgemeinde glänzen machen. Die Szene dort, findet er, ist heute nicht mehr annähernd so kreativ wie sie früher war, und diese Einschätzung hat, da ist er sicher, nichts mit Nostalgie zu tun. Er hat an der Berklee School studiert und Klavierunterricht bei Madame Chaloff gehabt. Das war deshalb wichtig, weil sie ihm beigebracht hat, das Klavierspielen als etwas zu begreifen, wobei man atmen muß, um das Instrument zum Singen zu bringen. Seiner Phrasierung hört man diese Einstellung an, und seine große Tugend, immer nur so viele Noten wie nötig zu spielen, ist eine Folge davon. Wenn man Bob Degen nach Musikern fragt, die ihn beeinflußt haben, nennt er neben den Pianisten Paul Bley und Thelonious Monk auch den Saxophonisten John Coltrane. Anfang der sechziger Jahre kam Bob Degen mit anderen amerikanischen Musikern wie Art Farmer und Dexter Gordon zum ersten Mal nach Deutschland. 1968 hat er eine LP aufgenommen mit dem heutigen ECM-Chef Manfred Eicher am Baß und Fred Braceful am Schlagzeug. Er hat dann seine Frau kennengelernt und sich Anfang der 70er Jahre im Rhein-Main-Gebiet niedergelassen. Seit 1973 gehört er zum Jazz-Ensemble des Hessischen Rundfunks. Es war nicht immer leicht, in Deutschland von der Musik zu leben, sagt er, aber immerhin leichter, als es in den USA gewesen wäre. Bob Degen sieht sich selbst nicht als Solisten, sondern als Gruppen-Musiker: Mit guten Musikern zusammen zu spielen, erscheint ihm als das Wichtigste am Jazz. Weil er seine Fähigkeiten diesem Selbstverständnis entsprechend entwickelt hat, war und ist er seit Jahrzehnten stilübergreifend ein viel gefragter sideman. Wer die Entwicklung des deutschen Jazz in den letzten drei Jahrzehnten - egal, in welcher speziellen Spielart - mitverfolgt hat, hat ziemlich sicher etliche LPs und CDs im Regal, bei denen Degen mitgewirkt hat. Seltener sind seine Auftritte als Bandleader, und noch viel seltener seine Auftritte als Solist. Seine bisher einzige Solo-CD Sand Castle (Free Flow Music, im Vertrieb bei Zweitausendeins) zeigt einen anderen Bob Degen: den Komponisten am Klavier, der sich mit viel Liebe zum Detail und dem Bedürfnis nach schnörkelloser Klarheit den kleinen, atmenden Formen widmet und daraus ein großes Gebilde mit übergreifendem Zusammenhang entstehen lassen kann. Jeder amerikanische Musiker würde diese CD wohl für das Produkt eines europäischen Musikers halten. "Das bin ich", sagt Bob Degen, "ich habe immer versucht zu spielen, was ich bin." Als sideman dagegen, meint er, fühle er sich mehr in der Jazz- und Blues-Tradition zu Hause. Bob Degen wird sich in wenigen Wochen, nachdem er - mit amerikanischen Unterbrechungen - die Hälfte seines Lebens in Deutschland zugebracht hat, aus seiner hessischen Halb-Heimat verabschieden. Zumindest für einige Zeit. Das ist eine rein private Entscheidung. Seine Frau ist gestorben, und er will Abstand von dem Ort seiner Traurigkeit gewinnen. Seine Eltern leben in Lexington, Kentucky, in einem großen Haus mit Musikzimmer. Sie sind alt, und er will noch ein bißchen Zeit mit ihnen verbringen. Er will sich Zeit zum Komponieren nehmen, würde gern ein Streichquartett schreiben, vielleicht ein bißchen an der Universität arbeiten, Unterricht geben. Ein halbes Jahr erst einmal. Genau festlegen will er sich aber nicht. "Natürlich", sagt Bob Degen, "komme ich wieder." Copyright © Frankfurter Rundschau 1999 |
Jazz In USA |
Improvisierter Straßenkampf Das New York Jazz Festival heißt jetzt Bell Atlantic Jazz Festival und breitet sich in Amerika aus Von Gernot Gärtner Was läßt sich tun, um einen hundert Jahre alten, an vielen Stellen rostenden Kahn wie den Jazz wieder flott zu machen? Das von der New Yorker Knitting Factory veranstaltete Bell Atlantic Jazz Festival suchte von Ende Mai bis Mitte Juni nach Antworten. In den vergangenen elf Jahren hat das Festival einige Transformationen erfahren. Zunächst war es unter dem Titel "What Is Jazz Festival" ein reines Club-Ereignis der New Yorker Avantgarde-Szene. Mit einer Brauerei als Sponsor konnte das Unternehmen 1996 expandieren. Den großen Coup landete Knitting Factory-Chef Michael Dorf 1997, als er der New Yorker Jazz -Größe George Wein den Titel New York Jazz Festival entriß und sich neben dem ehrwürdigen JVC-Festival in Stellung brachte. In diesem Jahr konnte man mit dem Kommunikationsriesen Bell Atlantic als Partner erstmals die Grenzen New Yorks sprengen und sich nach Boston, Washington und Philadelphia ausstrecken. Der Preis besteht darin, daß auf den einzigartigen Titel verzichtet werden mußte, daher jetzt Bell Atlantic Festival. Es gibt sogar Interesse an deutschen Bands. Zwar waren aufgrund eines überraschenden Rückzugs des Goethe-Institus aus diesem Projekt von den fünf Bands nur das Ambient-Jazz-Quartett Shank und das mit gewagten Strukturen operierende Trio Der Rote Bereich übriggeblieben, doch erfreuten sich beide Gruppen eines für amerikanische Verhältnisse unerwarteten Zuspruchs. Es scheint, als hätte man in New York endlich registriert, daß es auch jenseits der amerikanischen Küsten eine genuine Erfahrung im Umgang mit Jazz gibt. Shank entführte das Publikum auf ätherische Endlosebenen, während Der Rote Bereich eher zu einer Art improvisiertem Straßenkampf aufgebrochen war. Der Begriff Jazz in seiner Gesamtheit wurde auf dem Festival in ein neues Umfeld gestellt. In der besonders wegen seiner atemberaubenden Aussicht bei Touristen beliebten Mall des Southstreet Sea-ports wurde eine große Bühne aufgestellt, auf der vor Tausenden Zuschauern ungewöhnliche Begegnungen stattfanden. So spielten G-Love & Special Sauce mit dem Avantgarde-Gitarristen Elliott Sharp, die neuen alternativen Jazz-Stars Medeski Martin & Wood trieben tanzende Kids mit freien Improvisationen zur Raserei. Der Soundtüftler Gary Lucas wurde von dem Ex-Grateful-Dead-Gitarristen Bob Weir auf die Bühne gebeten und Marc Ribots spöttische Los Cubanos Postizos teilten sich einen Abend mit der altgedienten Ska-Band Skatalites. Den Höhepunkt bildeten Saxophonist John Zorn, Bassist Bill Laswell und Gitarrist Fred Frith, als sie gemeinsam mit Slayer-Schlagzeuger Fred Lombardo eine einstündige, infernalisch laute Death-Metal-Improvisation zelebrierten. 1 500 Slayer-Fans waren für einige Minuten verunsichert, um dann an den Vibrationen zu spüren, wie druckvoll experimentelle Jazz-Musik sein kann. Lombardo wiederum zeigte sich von seinem Coming-out als Jazz-Improvisator fast zu Tränen gerührt. In allen vier Städten erstreckte sich das Festival über mehrere Spielorte, die Knitting Factory allein bespielte vier Bühnen. Wer Jazz in einem ganz anderen Rahmen erleben wollte, konnte das in der Angel Orensanz Foundation, einer ehemaligen Synagoge mit mittelalterlichem Charme, was dem Sound von John Zorns Masada oder dem spontan improvisierenden Duo Fred Frith und Joey Baron einen beinahe sakralen Rahmen verlieh. Neben all den Avantgardismen und Futurismen waren aber auch die alten Helden zugegen. Bassist Charlie Haden und Gitarrist John Scofield spielten das vielleicht leiseste Konzert der Jazz-Geschichte. Es fehlte weder an großen Namen, noch an Spiel- oder Interpretationsauffassungen: Henry Threadgill, Charles Gayle, David S.Ware, die Jazz Pioneers, T.S. Monk, Geri Allen, Morphine, Bill Frisell. Den Schlußakkord setzten Sonic Youth und das wiedervereinte New York Art Quartet. Auch diese Paarung darf als Zukunftsoption verstanden werden. Der Jazz, wie er sich am Ende des Jahrhunderts definiert, zieht seine Kraft aus der Wechselwirkung von Bekenntnis und Vision. In New York hat man das verstanden und ein Publikum an sich gebunden, das den deutschen Jazzbühnen mit Ausnahme von Moers wegzulaufen droht. Quelle: Berliner Zetiung /Feuilleton © G+J BerlinOnline GmbH |
Erwin Lehn |
Musikrevolutionäre Nostalgiker kommen ins Träumen Bis 1991 leitete Erwin Lehn, der vierzig Jahre zuvor vom Stuttgarter Sender engagiert wurde, selbst "sein" Orchester. Veranstaltet wurde die erste Matinee Mitte der siebziger Jahre, hervorgegangen sind die Vormittagsveranstaltungen aus den ambitionierten "Studiowochen der Leichten Musik". Und bei diesem Stichwort kommen musikrevolutionäre Nostalgiker ins Schwärmen. Für Wolfram Röhrig, von 1955 bis 1981 Leiter der Abteilung "Leichte Musik" im Süddeutschen Rundfunk, war es ein besonderes Anliegen, die "Ernste Musik" mit der Unterhaltungsmusik auf gehobenem Niveau begegnen zu lassen. Röhrig überzeugte auch als Praktiker, wenn er auf dem Flügel hintersinnig in der gleichnamigen Sendereihe "Von Melodie zu Melodie" geleitete (und dabei gekonnt unterschiedliche Tonarten, Harmonien, Rhythmen, Takte und Tempi kombinierte) oder wenn er Beethovens Neunte dirigierte. Zahlreiche Kompositionsaufträge für verschiedene Großensembles des SDR wurden von ihm erteilt, da erlebte man 1981 auch den mittlerweile arrivierten Komponisten Wolfgang Rihm - mit einem Walzer für die Südfunk-Sinfoniker. So wurden beispielsweise bei der "Woche der leichten Musik 1968" Wolfgang Dauners avantgardistisch-verqueren "Quadrate" vom "Tanzorchester Erwin Lehn" aufgeführt. Die aufmüpfige Musik in analysierenden Stichworten: Kurze, eine Polyphonie erzeugende Floskeln, ein Solo der gestopften Trompete (in konventioneller Technik geblasen) sorgt für einen roten Faden. Weitere eineinhalb Minuten swingender Third-Stream-Orchester-Jazz. Im dritten Satz dann Priorität von Klangfarben-Variationen. Vor allem wird die Glissando-Cluster-Technik angewendet, die Instrumentengruppen und Soloinstrumente bringen dies im kontrastreichen Wechselspiel. Gegen Schluß von "Quadrate" gewinnt wieder die (Jazz-)Rhythmik an Bedeutung. Dies tönte damals mehr nach Donaueschingen als nach Tanzparty und Schlagerkult. Für die Jazzer der Lehn-Band geriet dieses diffizile Werk zur besonderen Herausforderung. Wegen finanzieller Sachzwänge wurde die Woche zu "Studiotagen" herabgestuft, bestehen blieb freilich jeweils ein außergewöhnliches Konzert mit dem Lehn-Orchester. Mathias Rüegg (Vienna Art Orchestra) ließ da im Oktober 1980 bei seinem "Concerto Piccolo" die Stuttgarter Jazzmusikanten freejazzig und vokal agieren, und die Sopranistin Lauren Newton "jandlte" dabei wortwitzig "Avantgarde - Event-Art - Abart - Bart ab". Zur gleichen Veranstaltung hatten u.a. Alexander von Schlippenbach, Werner Heider, Rob Pronk und Mladen Gutesha prägnant-kurze Stücke beigesteuert. Bereits mitte der siebziger Jahre startete Wolfram Röhrig im Großen Sendesaal die anspruchsvollen Matineen mit der Radio-Big-Band, ausführliche Werkeinführungen inklusive. Zum reizvollen Markenzeichen wurden hier schabernackhafte Bearbeitungen von vertrauten Volksweisen: "Drunten im Unterland", "O du lieber Augustin", "Rosestock, Holderblüt" - aber auch "John Brown's Body". Die Röhrig-Nachfolger Hans-Günther Bunz und Ulrich de Veer wiesen dann weniger Mut zur unorthodoxen Kulturarbeit auf. Immerhin gelang 1983 dem Saxophonisten und Jazz-Professor Bernd Konrad mit "The Whale" eine spannungsreiche und dramatische Programm-Musik über die unerbittliche Jagd auf Moby Dick. Erfreulich, daß es gelang, diese Aufnahme auf einer CD zu veröffentlichen - der rührige Jazz-Redakteur Dieter Zimmerle übernahm damals auch die Rolle des Erzählers, seine Stimme wurde somit auch auf Platte verewigt. Raffiniert und humorvoll setzten immer wieder wichtige Band-Instrumentalisten ihre kompositorischen Ideen in Noten. Man denke nur an die vielen knitz durchdachten Miniaturen der Saxophonisten Bernd Rabe und Joki Freund und des Pianisten Cherry Kirchgässner. Allemal kleine Meisterwerke, die von Erwin Lehn sorgfältigst einstudiert wurden und nach der Erstausstrahlung nun im Rundfunkarchiv schlummern. Die Sonntagvormittagskonzerte konnten jeweils wenige Wochen später radiophon nacherlebt werden. Das, was die "Ludwigsburger Kreiszeitung" bereits 1990 unkte, wurde zur traurigen Realität: "Im Zeitalter der Einheitsdudelei der Privatsender und der von der Obrigkeit verordneten Gleichschaltung von SWF und SDR scheint es für anspruchsvolle Musik in den Ätherwellen immer weniger Raum zu geben". Wenn die "SWR Big Band" televisionär bei "Verstehen Sie Spaß?" auftaucht oder beim "SWR Ball" einheizt, kommen kompromißloser Jazz oder gar neutönerische Experimente ins Hintertreffen. Konsequente Folge der aktuellen Schnellebigkeit und des Über/Weghörens ist nun, daß die Werbe-Postille "SWR. die Zeitschrift" frohlockt, die Big Band habe gerade hundert "Short Cuts", Zwischenmusiken von jeweils einer halben Minute Dauer, produziert. Die Trompeter Rudi Reindl und Karl Farrent, seit 1992 vereint Geschäftsführer des Jazzorchesters, wissen wohl allzu gut: ein gewisses Quantum an Jazz kann nur durch derlei Gebrauchsmusik subventioniert werden. Quelle: Hans Kunpf / Foto: © Hans Kumpf |
Erwin Lehn |
Swingend zu höchsten Ehren Zum achtzigsten Geburtstag des Musikers Erwin Lehn Jeder Rundfunksender muß etwas für sein Image tun. Derzeit bemüht der SWR das ¸¸Wildall'' und plaziert sein Logo bei möglichst vielen Veranstaltungen - ein gewaltiger Aufwand. In den fünfziger und sechziger Jahren ging es noch bescheidener zu. Damals sorgten vor allem ¸¸Erwin Lehn und das Südfunk Tanzorchester'' bei Live-Übertragungen, Unterhaltungssendungen, Konzerten, Tanzveranstaltungen für ein positives Image des Senders. Mehr als drei Jahrzehnte war die Großformation fast täglich im Studio und spielte ein, was benötigt wurde: leichte Unterhaltungsmusik, Schlager mit und ohne Gesang, swingenden Jazz, insgesamt vom 1. April 1951 bis zum Herbst 1991 rund 9000 Titel oder 525 Stunden Musik. Ein fester Stamm von Arrangeuren garantierte ihm den unverwechselbaren, unaufdringlichen, dabei stets präsenten Klang, in dem sich wohlgesetzte Bläserpassagen, elegante Soli und die beschwingte Energie der Rhythmusgruppe prächtig ergänzten. Werner Baumgart, Mladen Gutesha, Dave Hildinger, Bernd Rabe, Horst Jankowski, Joe Gallardo, Helmut Kirchgässner und Don Rader zählten zu dieser Schar, und die meisten von ihnen waren auch Mitglied des ohnehin nur selten umbesetzten Orchesters. Denn Menschen, erklärte Erwin Lehn einmal seine Philosophie als Arbeitgeber, tauscht man nicht einfach aus. Erwin Lehn studierte von 1934 bis 1937 an der Musikhochschule von Peine. Danach wurde er zum Reichsarbeitsdienst beim Musikkorps ¸¸Wachregiment Berlin'' eingezogen, und nach Kriegsbeginn kam er 1939 nach der Grundausbildung als Klarinettist in ein Musikkorps. Später mußte er als Sanitäter bei der Eroberung Frankreichs die Verwundeten aus den Schützengräben holen und in Rußland knapp hinter der Front für die Soldaten musizieren. ¸¸Mir ist der mieseste Zivilanzug lieber als die schönste Uniform'', erklärte er später zu diesen acht Jahren. Nach Zwischenstationen im Berliner Rundfunk-Tanzorchester und in Filmorchestern leitete Erwin Lehn von 1948 an das Radio Berlin Tanzorchester, bevor er am 1. April 1951 das Südfunk Tanzorchester übernahm. Tourneen und Konzerte mit Jazzgrößen wie Benny Goodman, Miles Davis, Chick Corea, Slide Hampton, Frank Rosolino und Jimmy Giuffre würzten den Alltag. ¸¸So sehr wir alle am Jazz hängen'', erklärte er, ¸¸gibt es noch andere, schöne Musik auf dem Unterhaltungssektor.'' Er arbeitete mit Caterina Valente, Alice Babs, Bibi Johns, Ilse Werner, Margot Hielscher, Johannes Heesters, Vico Torriani, Peter Alexander und Bill Ramsey. Sein immenses, stets niveauvolles Lebenswerk macht Erwin Lehn zu einem der wichtigsten deutschen Musiker der letzten fünfzig Jahre. Dafür wurde er 1983 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Erwin Lehn prägte eine musikalische Ära, und von 1977 bis 1997 kümmerte er sich zudem um den Nachwuchs, indem er die Big Band der Stuttgarter Musikhochschule leitete, zunächst als Lehrbeauftragter und von 1985 an als Professor. Die Leitung des Südfunk Tanzorchesters hatte er bereits 1991
abgegeben. Zu den Jazz-Matineen kommt er häufig aus seiner Villa im Rotwiesenweg von
Schönberg in die Villa Berg - zuletzt beim Konzert mit Bob Mintzer. Ansonsten hat sich
Erwin Lehn völlig aus der Musikszene zurückgezogen. Er fühle sich wohl im Ruhestand,
erklärte er vor wenigen Tagen - auch wenn er vor kurzem für ein Fernsehteam noch mal
kurz vor dem Orchester stand. ¸¸Es hat mir Spaß gemacht'', sagte er danach. ¸¸Da
merkt man doch, daß einem etwas fehlt.'' Doch bei diesem einmaligen Ausflug will er es
bewenden lassen, denn inzwischen bewältige eine andere Generation diese Aufgabe
hervorragend. Vor einigen Wochen mußte er sich einer Star-Operation unterziehen, und das
andere Auge müsse ¸¸auch noch repariert'' werden, erzählte er. Ansonsten fühlt er
sich ¸¸so gut wie vor zwanzig, dreißig Jahren''. Am 8.6. wird Erwin Lehn achtzig Jahre
alt. Quelle: © 1999 Stuttgarter Zeitung, Germany |
Phil Collins |
Ex-Genesis Phil Collins wandelt auf Jazz-Pfaden Berlin/Genf (dpa) - Der britische Superstar Phil Collins hat dem Popgeschäft vorerst den Rücken gekehrt. "Schon manches mal habe ich mich gefragt, wie ich hinter das Mikrofon geraten bin - ich bin ein Schlagzeuger", sagte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse- Agentur (dpa). Vor drei Jahren stieg Collins bei der Gruppe Genesis aus und gründete die Phil Collins Big Band. Dort sitzt er hinter dem Schlagzeug. Zu Genesis zurückkehren würde er: "Für eine Tour würde ich mit den anderen wieder zusammenkommen, aber nur als Schlagzeuger." "Sicherlich sieht man nicht mehr denselben Phil Collins, der Songs schreibt, wie am Anfang der Karriere", sagte er. Der Musiker feierte mit Genesis und als Solokünstler weltweit Erfolge, er hatte Hits wie "In The Air Tonight", "Sussudio", "Don't Loose My Number" und "Another Day In Paradise". "Ich kann mich einfach besser damit identifizieren, mit 60 Jahren in einer Big Band Schlagzeug zu spielen, als auf der Bühne zu stehen und 'Sussudio' zu singen", sagte er. Seit dreißig Jahren habe er eine solche Band gründen wollen. "Es ist reife Musik und ich bin jetzt alt genug, daß sich die Disziplin habe, die sie erfordert", sagte er. Die Platte "A Hot Night In Paris" (Wea) habe er für sich selbst gemacht. "Ich glaube nicht, daß sie ein Bombenerfolg wird", sagte er. Die Musik sei schwierig und kaum im Radio zu hören: "Jazz ist Musik für eine Minderheit." Doch ganz will er die Tür zum Popgeschäft noch nicht schließen: "Die Fans werden mich erst dann wieder als Popkünstler erleben, wenn ich mich hingesetzt habe und ein paar Songs geschrieben habe." Der Anfang mit etwas Neuem bedeute nicht automatisch das Ende des Alten. Im nächsten Jahr will der Musiker mit seiner Big Band auf Tour gehen. Quelle: © 5/1999 ©dpa / Lothar Jänichen via Jazz-Mailingliste |
Michael Naura |
Das Jazzer-Leben swingt weiter NDR-Ikone Michael Naura hört auf Von JOACHIM MISCHKE Hamburg - Flotte Spazierstöcke habe er sich gekauft, feixt der 64jährige, und die Reisen nach Umbrien - gutes Essen! - und in die Bretagne - guter Cidre! - seien auch schon fest vorgenommen. Der Ruhestand kann ruhig kommen, "das Leben geht weiter". Michael Naura, Urgestein der Hamburger Jazz-Szene, Pianist, seit 1971 Leiter der NDR-Jazzredaktion und bundesweit als durchaus auch mal kräftig austeilender Jazz-Kolumnist bekannt, macht nicht den Eindruck, als würde ihm vor dem persönlichen Rentenloch nach dem 31. August grausen. Ein erster Vorbote hat sich für heute abend angekündigt: Im NDR-Studio 10 steht eine "Abschiedssinfonie" zu erwarten, das 331. und für Naura letzte NDR-Jazzkonzert. Auf die Bühne geladen sind unter anderem Albert Mangelsdorff (Posaune), Charlie Mariano (Saxophon) und Wolfgang Dauner (Klavier) - lauter alte Bekannte. Vom 1. September an soll dann Bigband-Redakteur Wolfgang Kunert Nauras Posten und Arbeit mitübernehmen. Eine Ära endet, ein knorriger, angenehm respektloser und rechtschaffen umstrittener Jazz-Guerrillero verläß´t die Bühne. Erstaunliche Gelassenheit besänftigt Nauras Rundblick zum Abschied: Daß so mancher NDR-Würdenträger die quotentötende Vokabel "Jazz" treu-teutonisch mit "tz" ausspricht und einen Geschmackshorizont hat, der in etwa bei der Oldtime-Legende Ken Colyer endet ("Gegen den hab' ich übrigens nie was gehabt!", wird energisch und zu Recht nachgeschoben), nun gut, das ist halt "bedauerlich", wenn auch kein neues Dilemma. Daß auch Kollegen aus den Klassik-Ressorts den Jazz eher vom Hörensagen kennen, sei ein anderes "pikantes Problem" im gemeinsam geteilten Minderheiten-Lager. "Es wäre gut, wenn das in Sachen Jazz beim NDR Erreichte nicht verbumfiedelt würde." Das altbekannte Klagelied über die darbende Hamburger Jazz-Szene und ihren Hang zu Dixieland-Antiquitäten mag Naura allerdings nicht mehr anstimmen: "Ich glaub', da hat sich was geändert. Das betrifft vor allem eine bestimme Generation, die dem Grabe näher ist als wir beide . . .", sinniert er lächelnd bei Tee und Keksen. Obwohl es gerade jetzt in der örtlichen Festival-Szene immer noch alles andere als rosig aussieht: Die Fabrik habe sich vom Jazz verabschiedet, das "WestPort"-Festival allen unbequemen Programm-Ballast über Bord geworfen. Gut, auch er habe in den vergangenen Jahren den einen oder anderen Fehler begangen: der "verliebten Plinkerei vom Jazz zum Pop" nachzugeben und dem dann die immer knapper werdenden Sendeminuten zu spendieren beispielsweise. "Und einen echten Vorwurf mache ich mir: Um Bill Evans, den von mir angebeteten Pianisten, hab' ich mich zu spät gekümmert. Als wir ihn endlich hier im Funkhaus hatten, war er von den Drogen schon so gezeichnet - das war furchtbar." Der in der Branche berühmt gewordene Schweinefuß, den Naura - selbst alles andere als ein Schreiber von sanfter Wortwahl - einst einem "Abendblatt"-Rezensenten zuschickte, weil ihm dessen Kritik nicht gefiel, sei eine surrealistische Bestrafung gewesen. Auch zu der Art und Weise, wie er Schmuse-Pianeur Richard Clayderman seinerzeit verbal in den Bühnenboden rammte, steht er nach wie vor voll und ganz. Andererseits waren da aber auch Momente, die ihm unvergeßlich geblieben sind. Keith Jarrett, in der Hamburgischen Staatsoper, nachts zwischen zwei und drei Uhr, mit "Somewhere over the Rainbow". Reine Melodie, reines Glück war das. Einfach riesig, Mann. Oder die Möglichkeit, Ben Webster und Oscar Peterson für ein Konzert zusammengebracht zu haben. Welche Sprengkraft Free Jazz haben kann, wenn er auf die falschen, tumben Ohren trifft, erfuhr Naura, als während der Live-Übertragung eines Konzerts von Saxophonist Peter Brötzmann eine Bombendrohung einging. Es war keine Bombe im Saal, natürlich, aber abbrechen mußte man dennoch. "Brötzmann ist für gewisse Hörer sozusagen das, was für mich Wagner ist." Ein echter Horror. Doch derartiger genreübergreifender Brückenbau war immer Nauras Spezialität: Jazz, und Kultur überhaupt, nicht als abgelegene Intellektuellen-Spielwiese zu betrachten, sondern "gerade in dieser Zeit, wo sich alles durchdringt" auch alles in größere gesellschaftliche Zusammenhänge zu stellen. Wer nur von einer Sache etwas versteht, versteht auch davon nichts, heißt es schließlich nicht ohne Grund, und: "Wer nur über Musik nachdenkt, ist ein Idiot." In der Abschiedsepistel an die Fan-Gemeinde für das heutige Konzert bezeichnet sich Naura pfiffig als "Glöckner vom Notre NDR" - "Ich hab' mir erlaubt, diese Metapher auszusuchen, weil ich immer auf der Seite der Buckligen war und immer sein möchte." Auf die Seite der Reichen, Geschniegelten zieht ihn nichts. "Not my business." Und außerdem: "Jazz war niemals staatstragend und wird auch nie staatstragend sein. Der wird von Persönlichkeiten gespielt. Mit der Unterstreichung von Macht, von der eigenen Herrlichkeit, hat er nichts zu tun." Oder, um es mit den leicht abgewandelten Worten Lafontaines zu sagen: Das echte Jazzer-Herz schlägt links. Die Frage nach den berühmten "Platten für die Insel" macht Naura kaum Probleme und zeigt gleichzeitig, wie sehr er dem Guten, Alten, Wahren verhaftet ist: Ella Fitzgerald und Louis Armstrong sind dabei; Miles Davis' "Kind Of Blue"; das Keith Jarrett Trio live im New Yorker "Blue Note"; das Carnegie-Hall-Konzert von Benny Goodman. Die fünfte Platte, da sei ihm glatt verziehen, wäre allerdings ein Stück von und mit ihm selbst, "Aurora", Klavier solo, Gregor Gysi gewidmet. "Das ist sozusagen mein anderes Ich." Und zum Abschied borgt sich Naura seine "famous last words" bei Dichterfreund Peter Rühmkorf: "Vor dir das Meer - hinter dir die Waschmaschine. Diese Entscheidung hast du immer. Du kannst dich für die Freiheit des Meeres entscheiden - oder für den Klapperkasten mit den dreckigen Unterhosen." © 18.5.1999, Hamburger Abendblatt / Foto: © Hans Kumpf |
Mel Tormé |
Rauh, aber warm Zum Tod des amerikanischen Jazzsängers Mel Tormé Kaum einer Musikergruppe im Jazz fällt es so schwer, dauerhaft anerkannt zu werden, wie den Sängern. Improvisieren sie viel, vermissen die Hörer den Text, und gestalten sie die Worte deutlich und verständlich, setzen sie sich dem Vorwurf aus, sie brächten kaum Eigenes in den Song. Der Amerikaner Mel Tormé (13.9.1925 - 5.6.1999) war eine der Ausnahmen in diesem harten Genre. Großartig, wie er sich im textfreien Scat-Gesang von den Themen löste und wenig später mit seiner etwas rauhen, dabei angenehm warmen Stimme wieder zurückfand. Er phrasierte so souverän wie ein Instrumentalist und blieb dabei so verständlich wie der Meister aller Textgestalter, Frank Sinatra, aus dessen Schatten er sich trotz aller Erfolge auf den Showbühnen nie lösen konnte. Mel Tormé blieb die Nummer zwei, zumal er dem Jazz stets näher stand als der große Entertainer. Er arbeitete als Pianist, Schlagzeuger und Sänger. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der US Army 1946 zählte er zudem zu den Top-Arrangeuren des Westcoast Jazz. Von Mel Tormé stammen rund dreihundert Titel, darunter der im Team mit Nat King Cole entstandene ¸¸Christmas Song'' sowie die Platte Album ¸¸Gene Norman Presents Mel Tormé'' vom 15. Dezember 1954, die als erstes Live-Album eines Sängers in die Jazzgeschichte einging. Mel Tormé wurde am 13. September 1925 in Chicago geboren. Er starb am Samstag in Los Angeles an den Folgen eines Schlaganfalls. Von Werner Stiefele Quelle: © 1999 Stuttgarter Zeitung, Germany / Foto: © Hans Kumpf |
Ernie Wilkins |
Der Arrangeur Zum Tod von Ernie Wilkins Als sich Ernie Wilkins 1980 in Kopenhagen niederließ, zählte er zu den großen Arrangeuren des Jazz. Er war Saxophonist in den Bands von Count Basie und Earl Hines und hatte zudem für beide arrangiert. Von 1956 an arbeitete er als freier Arrangeur für Größen wie Count Basie, Tommy Dorsey, Harry James, Dinah Wahsington, Sarah Vaughan und Buddy Rich. Drogenproblemen warfen ihn aus dem Geschäft, doch nach dem Entzug feierte er als musikalischer Leiter der Clark Terry Big Band ein Comeback. 1971 bis 1973 übernahm er bei der Firma Mainstream Records die Repertoire-Abteilung. In seinen Arrangements legte Wilkins großen Wert auf knackige Bläsertutti und eine vehement swingende Rhythmusgruppe. Von Kopenhagen aus arbeitete er unter anderem für das Osterreichische Rundfunkorchester sowie deutsche Radio-Bigbands und leitete die ¸¸Almost Big Band''. Ernie Wilkins starb im siebenundsiebzigsten Jahr an einem Schlaganfall. ws Quelle: © 1999 Stuttgarter Zeitung, Germany |
Jazz Festival |
Abschluß der 15. Internationalen Theaterhaus-Jazztage Stuttgart Kultfigur im Gotteshaus Jan Garbarek musizierte mit dem Hilliard Ensemble in der Eberhardskirche Stuttgart - Bei Jan Garbarek streiten sich die Geister: für die einen ist der norwegische Saxophonist polnischer Abstammung ein süßlicher Tristesse-Töner, der ziemlich interaktionslos seine Lamento-Linien dudelt, für die anderen genießt der 52jährige geradezu Kult-Status. Die Theaterhaus-Jazztage zogen zum Finale vom Stadtteil Wangen in die Stuttgarter City um. Auf der Flaniermeile Königstraße liegt zwischen McDonald's und Dresdner Bank die katholisch-bischöfliche Domkirche St. Eberhard, die nun als feierlicher Rahmen für den Auftritt von Jan Garbarek mit dem Hilliard Ensemble diente. Die CD "Officium" begründete den kommerziellen Erfolg dieser Zusammenarbeit, mit zahlreichen Auftritten in klerikalen Gebäuden wurde weltweit das historisierende Projekt noch "live" vorgestellt. Verbunden mit einem großen Werbeaufwand brachte die Münchner Plattenfirma ECM Records die im österreichischen Kloster St. Gerold erfolgte Einspielung "Mnemosyne", das ist ursprünglich die griechische Göttin für die Erinnerung, auf den Markt. Man brauchte sich um eine massige Publikumsresonanz also nicht sorgen. Das Kirchenschiff wurde sitzplatznummernmäßig in ein "Parkett" umgewidmet, auf den Emporen wurde gleichfalls andächtig gelauscht. Bei "Mnemosyne" treffen sich auf einer überhöhten Ebene Musiken der Jahrhunderte und der ganzen Welt. Frühe Musik und Gregorianik bestimmen Gestus und Duktus auch der anderen ("neueren") Werke. Die vom Hilliard Ensemble in makelloser Reinheit vorgetragenen Stücke sind an sich und für sich vollständig und überzeugen mit Eigenwertigkeit. Mit traumwandlerischer Intonation schaffen die Stimmen von David Jones (Kontratenor), John Potter sowie Rogers Covey-Crump (Tenor) und Gordon Jones (Bariton) ein überaus homogenes Gesamtklangbild. Jan Garbarek liefert dazu quasi episodische Annotationen, vornehmlich gegen Ende einzelner Phrasen. Alternierend auf Tenorsaxophon und gebogenem Sopransaxophon greift er von den vokalistischen Vier Motive auf, wobei er diese gefühlvoll imitiert, ergänzt und kommentiert. Miniaturenhafte Anhängsel allenthalben. Dann setzt er aber auch mal immerhin eine Baßlinie oder erzeugt mit Klappen und Schuhwerk Perkussives. Kurzfristig sind von ihm sogar Harmonics und "windiges" Luft-Blasen zu hören. Der Gesamteindruck zählte in der Eberhardskirche: Friedliches und Erbauliches im Zeitalter der Weichzeichner. Das Gotteshaus gab dem Kult-Künstler und den Sängern viel Nachhall, Bewegung im riesigen Raum gewann an wichtiger Parameter-Bedeutung. Innovationen und wirkliche Spontaneitäten durfte man ohnehin nicht erwarten. Quelle: Hans Kunpf / Foto: © Hans Kumpf |
Jazz Festival |
Jazz-Network als Konzert, Heft und Internet-Adresse Die Theaterhaus-Jazztage begannen mit einheimischen Musikern Stuttgart - Als 1985 das von Werner Schretzmeier organisatorisch betreute "United Jazz + Rock Ensemble" an drei April-Tagen im Stuttgarter Theaterhaus seine zehnjährige Existenz feierte, waren zugleich die ersten Theaterhaus-Jazztage geboren. Jazz und Ostern (samt Ei im Logo) bildete von nun an eine swingende Kombination in Stuttgart - samt Rundfunkaufzeichnungen und TV-Übertragungen. Doch als man sich mit dem sommerlichen "JazzGipfel" zu sehr eigene Konkurrenz machte, stufte Schretzmeier das Festival im Stadtteil Wangen merklich ab. Erst als sich die Konzertreihe in der Liederhalle mit neuen Machern zu den "JazzOpen Stuttgart" wandelte, erlangte der Oster-Jazz wieder Pflege und Bedeutung. Doch 1999 rückten die Theaterhaus-Jazztage an den Pfingsttermin heran, weil doch etliche potentielle Besucher in den Ferien fern der Heimat seien, wie die Veranstalter in Stuttgart-Wangen herausfanden. Als Prolog zu den vier weltmusikalischen Jazztagen kam relativ kurzfristig die Stuttgarter Szene zu Ehren. Das Kulturamt brachte schon vor einem Jahr zusammen mit dem Büro des Esslinger Fernsehredakteurs Uwe Leiber das kostenlos verbreitete Büchlein "Jazz in Stuttgart und Umgebung" (Auflage: 30 000 Exemplare) heraus, mit vielen Informationen und Adressen von Musikern, Bands, Journalisten, Plattenläden, Labels, Festivals und Clubs. Zwischenzeitlich wurde Leiber, der als freier Mitarbeiter beim SDR und später beim SWR die jazzigen Homepages aufbereitete, im Internet auch unter der Zugangsadresse "www.jazz-network.com" aktiv. Das Heftchen im Postkartenformat erfuhr jetzt eine revidierte Neuauflage, wobei alleine 450 Musiker aufgelistet werden. Kulturamtsleiter Wolfgang Ostberg lobte die "unendlich praktische Bedeutung" dieses Druckerzeugnisses und forderte unter großem Beifall der Anwesenden den SWR auf, "den Jazz nicht kleiner, sondern größer zu machen". Der wegen Krankheit fehlende Jazz-Saxophon-Professor Bernd Konrad wurde von Uwe Leiber aus dem gescheiten Vorwort des praktischen Nachschlagewerks zitiert: "Vielfältig und breit sind die Arbeitsgebiete der Profis heute, von denen jeder seine eigene Formation hat und als Stuttgarter Gruppe nach außen wirkt. Diese Fülle präsenter zu machen und neuen Talenten zu helfen - das ist unsere Aufgabe!". In Piano-Duos und -Trios präsentierten sich als akustische Ergänzung namhafte Vertreter der Stuttgarter Szene - Instrumentalisten, welche seit geraumer Zeit enge Verbindung zu Schretzmeier und seinem Theaterhaus pflegen. Als Opener fungierte das Trio "Limes X" mit intelligent konzipierten Stücken: von aggressiven, schönklangszerstörerischen Parts bis zu behutsamer Sensibilität. Auch die der weltmusikalischen Note des aktuellen Festival-Ausgabe wurden der Pianist Patrick Babelaar, der Sopransaxophonist Frank Kroll und der Schlagzeuger Bernd Settelmayer gerecht, als sie sich in arabisch-asiatischen Gefilden bewegten. Der jüngste baden-württembergische Jazzpreisträger Gregor Hübner trat - wie bei einem Vorschaltkonzert zu den letztjährigen "JazzOpen" - mit dem amerikanischen Pianisten Richie Beirach an und erwies erneut Bela Bartok, Zbigniew Seifert und Miles Davis seine Reverenz. Da Wolfgang Dauners Filius Florian am gleichen Abend in Berlin für die "Fanta 4" hiphopig zu trommeln hatte, trat der prominenteste Stuttgarter Jazzmusiker zusammen mit seinem German-All-Stars-Partner Sebastian Haffner an. In souveräner Abgeklärtheit begann das Piano-Schlagzeug-Duo, mit energischen Rhythmus-Attacken endete es, wobei Dauners Komposition "TransTanz" nicht fehlen durfte. Eine Neuauflage eines Eigen-Hits zelebrierte mit "Caprice" auch der in Mannheim professoral wirkende Klaviervirtuose Joerg Reiter, der seit Jahren mit dem Flügelhornist Ack van Rooyen, einem bewährten Kollegen vom Erwin-Lehn-Orchester, dezent harmonierte. Den Schluß des offiziellen Programmteils gestalteten gefühlvoll und beherzt der Trompeter Herbert Joos, der Pianist Paul Schwarz und der Perkussionist Joe Koinzer. Am Samstag werden die 15. Internationalen Theaterhaus-Jazztage unter dem Motto "Across the Border" mit zwei getrennten Konzerten fortgesetzt. Um 20 Uhr singt Juliette Gréco, um 22 Uhr bläst das Raschèr Saxophone Quartet. Am Sonntag geht es ab 19 Uhr "total global" weiter mit dem amerikanischen Saxophonisten Pharoah Sanders, der mit algerischen Instrumentalisten kooperiert, dem französischen Bassisten Renaud Garcia-Fons und dem schweizerischen Klezmer-Quintett "Kai Simcha". Zum feierlichen Finale am Montag meditiert der norwegische Saxophonist Jan Garbarek mit den Vokalisten vom Hilliard-Ensemble um 20.30 Uhr "Spiritual Moments" in der Stuttgarter Domkirche St. Eberhard. Quelle: Hans Kunpf / Foto: © Hans Kumpf |
Jazz in Stuttgart |
Es ist soweit ! Die zweite - erweiterte und umfangreichere - Auflage von "Jazz in Stuttgart" liegt vor. Der große Erfolg der ersten Ausgabe - alle 30.000 Exemplare haben einen rasanten Absatz und regional, landesweit und darüber hinaus große Beachtung gefunden - hat dazu ermutigt, ein neues Heft aufzulegen, das wieder alles Wissenswerte in Sachen Jazz in und um Stuttgart bietet. Und "Stuttgart Jazz-Network - Jazz in Stuttgart und Umgebung" wird um rund 25% Lesenswertes und Informatives verstärkt sein. Neben Stuttgart sind auch wieder die Jazzer und deren Aktivitäten insbesondere aus dem Raum Tübingen, Reutlingen und Heilbronn enthalten (mit Serviceteil: Kontaktadressen zu ca. 450 Musiker und 280 Bands, Journalisten, Fotografen, Tonstudios, Labels, etc.....). Das Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart und das büro uwe leiber veröffentlichen diese Basisinformation für Jazzfans und Jazzfreunde in Zusammenarbeit mit dem Stadtmagazin "Lift" und dem Internetdienst "jazz-network.com". Präsentiert wird das Heft im Rahmen der 15. Internationalen Jazztage im Theaterhaus, Stuttgart-Wangen. Unter dem Titel "Stuttgart Jazz-Network" wird der Eröffnungsabend, 6. Mai ab 19:30 Uhr, ganz im Zeichen dieser Präsentation stehen, die von Kulturamtsleiter Dr. Wolfgang Ostberg und dem Herausgeber Uwe Leiber vorgenommen wird. Das Theaterhaus hat exklusiv für diesen Abend folgende Musiker eingeladen: Wolfgang Dauner, Bernd Konrad und Paul Schwarz, Herbert Joos, Ack van Rooyen & Joerg Reiter, Gregor Hübner & Richie Beirach sowie die Gruppe Limes X. Spontanauftritte von weiteren Kolleginnen und Kollegen sind nicht nur möglich, sondern geradezu erwünscht - dazu soll diese Information animieren. Die Koordination liegt in den bewährten Händen von Wolfgang Marmulla, Tel.: 0711-40207-23. Das Heft - im praxistauglichen DinA6-Format - ist über das Stuttgarter Kulturamt zu
beziehen Keep Swinging! Dr. Wolfgang Ostberg Uwe Leiber Werner Schretzmeier "Stuttgart Jazz-Network" im Internet: http://www.jazz-network.com/jazz-in/stuttgart |
Melba Liston |
Trombonist Melba Liston died Trombonist Melba Liston, who played in groups such as Gerald Wilson's orchestra, Count Basie's band, Dizzy Gillespie's big band and Quincy Jones' orchestra, died April 23 at Daniel Freeman Memorial Hospital in Inglewood, Calif. She was 73. Top female instrumentalists are a rare breed in jazz, but Liston, born in Kansas City, Mo., broke through these preconceptions and limitations with a sweet, round sound. In addition to the aforementioned groups, she backed the likes of Dexter Gordon, Billie Holiday and Cannonball Adderley. It was her arranging skills, however, most notably for pianist Randy Weston, that gave her the greatest fame. "I went to hear Dizzy's orchestra at Birdland one night, and I saw Melba Liston playing trombone," said Weston in an interview in the October '98 issue of Down Beat. "I'd never seen a woman play trombone before. She had an incredible, big sound, plus Dizzy featured one of her arrangements, 'My Reverie.' It was so deep and beautiful that when the band came off the bandstand I decided I wanted to say hello. I guess it was meant to be." Liston also arranged for Johnny Griffin and Milt Jackson, among others, as well as taught in Los Angeles, New York and Jamaica. She had been confined to a wheelchair since a stroke in 1985. Quelle: DownBeat, 5/99, Jason Koransky |
Lionel Hampton |
Big-Band-Leader Lionel Hampton feiert Geburtstag - aber
welchen? Wenn der damalige US-Präsident George Bush mit
seiner Gratulation zum 80. Geburtstag richtig lag, wäre "Hamp" 1908 geboren. In
einigen Musik-Lexika steht 1909. "Ich weiß ja nur, was meine Mutter mir erzählt
hat", sagte er, als er 1913 erwähnte. 1936 holte Benny Goodman ihn in sein Quartett, und sie
spielten Platten mit bis heute populären Titeln ein - "Dinah",
"Moonglow" und "My Last Affair". Als Goodman 1940 wegen Krankheit
seine Gruppe auflöste, gründete Hampton seine Big Band mit etwa 30 Musikern, von denen
die meisten ihm ihren Aufstieg verdankten: Quincy Jones, Charlie Parker, Fats Novarro und
Dinah Washington waren darunter. Von der Musik nahm er nie Abschied: Wenn in den ehrwürdigen
Jazzclubs New York einer der anderen großen alten Männer gefeiert wurde, läßt
"Hamp" es sich selten nehmen, das Publikum am Vibraphon zu Begeisterungsstürmen
zu bringen. |
Red Norvo |
SANTA MONICA, California (AP) -- Red Norvo, who performed with such greats as Charles Mingus and Frank Sinatra and is credited with introducing the xylophone to jazz, has died. He was 91. Norvo died Tuesday, April 6., at the Fireside Convalescent Home, grandson Aaron Corlin said. "He was a fabulous man," Corlin said. "He was always thinking about music, it was his life. ... His position in jazz history says a lot for itself." Born Kenneth Norville in Beardstown, Illinois, he taught himself how to play piano and xylophone. By age 17, he was touring with a vaudeville show and later joined the Paul Ash Orchestra. His last name changed to Norvo after Ash mispronounced it to a reporter and Norvo's manager decided the shorter name was more fitting. During Norvo's tenure with Paul Whiteman's Orchestra, which he joined in 1932, he met singer Mildred Bailey, whom he later married. By 1935, he formed his own sextet that played in clubs on New York City's 52nd Street. In subsequent years, Norvo and his wife, who were known as "Mr. and Mrs. Swing," formed several groups in New York and Chicago. Among their hits in the 1930s were "Rockin' Chair," "Please Be Kind," "Says My Heart" and "Have You Forgotten So Soon?" In 1943, he switched from xylophone to vibraphone, which he played almost exclusively for the rest of his career. In 1945, Norvo joined the Benny Goodman orchestra, and a year later played with Woody Herman's orchestra. He returned to leading his own small groups, forming a trio in 1950 that included Tal Farlow on guitar and Mingus on bass. He also toured and appeared on television with Sinatra. Norvo continued to perform through the early 1990s, when he suffered a stroke that ended his public performances. Ms. Bailey, whose likeness was featured on a 1996 U.S. postage stamp, died in 1951. Norvo later married Eve Rogers, who died in 1992. Besides his grandson, Norvo is survived by his daughter, Portia. Funeral arrangements were pending. Quelle: Copyright 1999. The Associated Press. All Rights
Reserved / Foto: © Hans Kunpf |
Wolfgang Trattner |
Aufmüpfig und treu Der Stuttgarter Jazz-Trompeter Wolfgang Trattner ist gestorben Mit kräftig strahlendem, fast vibratofreiem Ton spielte
Wolfgang Trattner Trompete. An dieser grundlegenden Qualität änderte sich nichts,
gleichgültig, ob er mit den Stuttgarter Dixieland All Stars, den Chicagoans, der Swing
Mail Special, dem Collegium Barbarorum, dem eigenen Jazz Truck oder einer anderen Band auf
der Bühne stand. Stilistisch paßte er sich dagegen an: Er ließ sich im Dixieland
umgarnen, präsentierte sich als swingender Solist und gab auch groovende, zwischen Hard
Bop und Mainstream angesiedelte Konzerte. Am 30. März starb Wolfgang Trattner an Krebs. Quelle: © 1999 Stuttgarter Zeitung, Germany vom
6.4.99 |
Joe Williams |
Blues-Sänger Joe Williams tot - eine der großen Stimmen des Jazz New York (dpa) - Der Blues-Sänger Joe Williams, der lange Jahre mit Count Basie und anderen berühmten Bandleadern arbeitete und als eine der großen Stimmen des Jazz gefeiert wurde, ist tot. Nach US- Medienberichten vom Dienstag wurde der 80jährige am Montag in Las Vegas auf einer Straße gefunden, nachdem er sich aus einem Hospital entfernt hatte und nur noch wenige Blocks von seiner Wohnung entfernt war. Er war wegen schwerer Atem-Probleme behandelt worden. Williams war noch bis vor kurzem öffentlich aufgetreten, und sein Bariton wurde nach wie vor bewundert und umschwärmt. 1955 war er mit einem Schlag berühmt geworden, als er mit Basie "Every Day I Have the Blues" aufnahm und zu einem überwältigenden Erfolg machte. In Cordele im Bundesstaat Georgia, wo er geboren wurde, war seine Mutter Organistin in der methodistischen Kirche, und er lernte früh das Klavierspiel und sang im Chor und dann in kleinen Gruppen. Schon in den 40er Jahren begann er in Chicago bei Duke Ellington und bei Lionel Hampton zu singen, hatte dann aber seine größten Erfolge bei Count Basie, bei dem er bis zu Basies Tod 1984 immer wieder auftrat. Quelle: ©dpa / Foto: © Hans Kunpf |
Jazz Club |
Es gibt wieder Jazz in der Dixieland Hall Der Keller heißt künftig Traditional Jazz Hall Die Jazzinitiative Stuttgart macht das Programm In den Räumen der ehemaligen Dixieland Hall wird vom 11. März an wieder regelmäßig von Donnerstag bis Samstag gejazzt. Der Keller erhält allerdings einen neuen Namen und heißt künftig Traditional Jazz Hall, kurz Jazz Hall. Für das Programm zuständig ist der Verein Jazzinitiative Stuttgart, den ein Kreis um den Klarinettisten Charly Höllering, den Saxophonisten Klaus Bader und den Schlagzeuger Slick Salzer in den nächsten Tagen aus der Taufe heben wird. Die formale Gründung sei "nur noch eine Terminsache'', sagt Charly Höllering. Der Keller wird von der CIST GmbH betrieben und während der übrigen Wochentage für geschlossene Veranstaltungen genutzt. Damit schafft die Jazzinitiative Stuttgart vor der Mitgliederversammlung der Jazz Society am 15. März Tatsachen. Auf deren letztem Treffen war die Rückkehr in die Dixieland Hall noch umstritten gewesen. Charly Höllering tritt jedoch Befürchtungen entgegen, er wolle die Jazz Society spalten. "Man kann Mitglied in mehreren Vereinen sein'', sagt er. ¸¸Jede Band aus der Society kann bei uns spielen.'' In Zusammenarbeit mit dem Sponsor Daimler-Chrysler will die Jazzinitiative zudem den Jazznachwuchs fördern und Festivals veranstalten. Von Querelen zermürbt, will der Vorstand der Jazz Society auf der Mitgliederversammlung am
15. März komplett zurücktreten. Die Jazz Society hatte die Dixieland Hall im Dezember
1996 verlassen, weil sie sich mit der CIST GmbH nicht über eine dringend nötige
Renovierung und die als Gegenleistung geforderte Umsatzgarantie einigen konnte. Damals
beschlossen die Mitglieder, eine neue Heimat zu suchen. Die hat die Jazz Society
inzwischen auf dem Universitätsgelände gefunden. Die Universität Stuttgart habe die
Gelder für den Umbau eines Kellers in einem Gebäude in der Keplerstraße inzwischen
bereitgestellt, sagt Sönke H. Köhler: "Die Bauarbeiten können demnächst
beginnen.'' In diesem Keller sollen künftig Jazz- und Rockkonzerte sowie auch Kabarett-
und Kleinkunstabende veranstaltet werden. Bei einer Matinee im Alten Schützenhaus spielt am 28. März
das Patrick- Tompert-Trio mit den Gästen Ack van Rooyen, Sebastian Studnitzky und Klaus
Graf an Flügelhorn, Trompete und Saxophon. Außerdem veranstaltet die Jazz Society jeden
Samstag Konzerte beim Laub-Wirt im Cannstatter Bahnhof und die auf 4. bis 6. Juni
terminierten Happy Days''. Die Traditional Jazz Hall wird am Donnerstag, 11. März, von
den amerikanischen George Musso All Stars mit dem Schlagzeuger Jake Hanna und dem
Tenorsaxophonisten Harry Allen eröffnet. Einen Tag später treten dort die Flat Foot
Stompers auf. Quelle: © 1999 Stuttgarter Zeitung, Germany vom 5.3.99 |