Reise durch die Welt des Jazz
14. Kornwestheimer Jazzaktion begeisterte Zuhörer
Kornwestheim {alw}. Ausgezeichneter Besuch, ein spannungsvolles Programm mit
Latin, Funk und Jazzrock- die 14. Kornwestheimer Jazzaktion begeisterte die
Zuhörerinnen und Zuhörer im Haus der Musik.
Unter der inspirierend-feurigen Leitung von Frederic Rabold bot zunächst die
Big Band der Musikschule Marbach-Bottwartal Swing der 30er und 40er Jahre
bis zu groovigen Titeln der jüngeren Jazzgeschichte wie" Watermelon Man",
"Chamäleon" oder "Kitty" als intensive Ballade. Bei dem rhythmisch fetzigen
Schlagabtausch ging richtig die Post ab. Zwischen Melodie- und
Rhythmusgruppen herrschte immer wieder geradezu bestechend-berstende
Spannungskraft. Das Flussbett der musikalischen Linien strömte unaufhörlich,
Trompeten glänzten mit strahlkräftig-blitzenden Spitzentönen.
Die aus der Ukraine stammende Saxofonistin Alica Malikova sorgte dann mit
ihrer Band bei ihrem Kornwestheim-Debut für einen weiteren musikalischen
Höhepunkt dieses in vieler Hinsicht bemerkenswerten Abends.
Grooveorientierter Jazzrock und Funk feierten bei Malikovas eigenen
Kompositionen wie "Tanzen auf dem Land", russische Folklore oder Cole
Porters "Love for sale" Triumphe. Mit schnellem, nervösem Pulsieren machte
Alica Malikova die facettenreichen Klangfarben ihres Instruments
faszinierend deutlich.
Mit dabei war auch die Formation "kolm 3", eine kammermusikalische Besetzung
ohne Bass und Schlagzeug mit dem überzeugenden Pianisten Kristjan Randalu
sowie Ekkehard Rössle (Saxofon) und Boris Kischkat (Gitarre). Chromatische
Intensität besaß dabei deutliche Nähe zu den gleißenden Perlen eines
Wasserlaufs, sphärische Romantik und nordische Melancholie gingen Hand in
Hand. Knisternde Elektrizität schuf Randalu hier zwischen den oft weit
auseinander gezogenen Noten mit bemerkenswerter Leichtigkeit.
Pulsierende Rhythmen übermittelte der begnadete Percussionist Christoph
Haas. Die oszillierenden Obertöne nahmen den Hörer ganz gefangen. Christoph
Haas, einst Hymnus-Chorknabe, ließ dabei Klang und Rhythmus unglaublich
dicht zum riesigen harmonischen Kosmos verschmelzen.
Der Auftritt des swingenden Trios "Bidonville" mit Thierry Saladin (Gesang),
Michael Stauss (Piano) und Lothar Sieb (Bass) gefiel den Zuhörern nicht
weniger. Der Zauber des französischen Chansons um Jacques BreI oder Juliette
Greco flammte betörend auf. Lyrisch ausdrucksvolle melodiöse Linien gewannen
immer stärkere Ausdruckskraft.
Unter dem viel sagenden Motto "EI jefe y sus locos" Salsaband "Saocoloco"
traten sieben Schwaben um "EI jefe" Ralf Reichert in der Tradition Dizzy
Gillespies auf. Der "Cuban Sound" riss das Publikum mit. Die Formation fand
zu großer Übereinstimmung zusammen. Der Reiz yon Gillespies klarem und
sieghaftem Trompetenspiel kam dank Ralf Reichert und Gernhard Mornhinweg
nicht zu kurz.
Die hart groovende Funk-Band "Funkophil" mit Matthias Feurer (Gitarre), Timo
Wetzel (Trompete), Markus Thiel (Drums) und Denis Palermo (Bass)
präsentierte mit sphärenhaftem Impetus Funk zwischen Tanzflächen-Atmosphäre
und Chill-out-Lounge. Zum gelegentlich aufflammenden Boogie-Woogie-Strom bei
den anderen Bands oder der furiosen Verbindung kubanisch-afrikanischer sowie
lateinamerikanischen Rhythmen bot diese Band fast meditativen Sound als
Kontrast. Begeisterter Schlussapplaus.