Hohes Niveau beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ in Freiburg

Drei Combos drängeln sich auf dem 1. Platz

Der Swingnachwuchs kommt aus Emmendingen, Lörrach und Breisach

- Text und Fotos von Hans Kumpf -


FREIBURG/EMMENDINGEN/LÖRRACH/BREISACH. Seit 1979 existiert in Baden-Württemberg der Wettbewerb „Jugend jazzt", und so manches Talent wurde dabei entdeckt. Beim jüngsten Festival „JazzOpen" erntete Gregor Hübner als Komponist für ein sinfonisches Orchester und als versierter Jazzgeiger viel Lob und größten Erfolg. 1987 erhielt der damals nur Klavier spielende Hübner mit seinem „Bel Art Trio" einen 1. Preis, im gleichen Jahr noch durfte er „höfisch" beim 50. Geburtstag von Lothar Späth musizieren, und alsbald schätzte man ihn als würdigen Landesjazzpreisträger.

Welcher der vielen Teenager, die sich nun im Freiburger Restaurant „Waldsee" in den musikalischen Wettkampf stürzte, wird in der Zukunft als Star gefeiert werden? Nach den beiden vorangegangenen Regionalentscheiden in Ludwigsburg und Waldshut-Tiengen fiel der Qualitätsstandard in der Breisgau-Metropole vergleichsweise hoch aus, besonders bei den Kleinformationen.

Dry PackDas unkonventionelle Ensemble „Dry Pack" war der Jury (Werner Stiefele, Hans Kumpf und Uwe Leiber) bereits ein Begriff, denn beim letzten Wettbewerb im Jahre 1999 wurden die damals 14jährigen Jungs mit einem Sonderpreis samt CD-Veröffentlichung geehrt. Mittlerweile haben die beiden Saxofonisten Thomas Franke und Stefan Wörner sowie Pianist Alexander Müller an musikalischer und instrumentaltechnischer Reife gewonnen. Kompositionen von Chick Corea und Miles Davis erhielten eine geschickte Interpretation, und das iberisch-lebenslustige „Spain" leitete „Dry Pack" verquer mit dem australischen Blasinstrument „Didgeridoo" ein. Eine durchaus professionelle Präsentation tat das Übrige, dass das Trio beim nunmehr 9. Landeswettbewerb von „Jugend jazzt" ins Finale einziehen darf.

LabRadorsSeit Werner Engler vor zwei Jahrzehnten mit der legendären „Free Dig Big Band" aufhorchen ließ, weiß man nicht nur bei „Jugend jazzt", dass aus Emmendingen viel Saxofone und spaßige Originalität zu erwarten ist. Die 17köpfige Gruppierung „Public Saxophones" bekam in Freiburg zwar nur einen 2. Preis, imponierte jedoch durch ihre musikpädagogische Arbeit. Die Kinder zeigten sich begeistert bei ihrer „Arbeit" an den Einfachrohrblattinstrumenten. Viele Saxofone gab's auch bei den Emmendinger „LabRadors", doch dieses Orchester barg eine herkömmliche Rhythmusgruppe. Bemerkenswert beim Elektrobassisten Adrian Hauser war nicht nur sein Können, sondern erst recht sein Alter: 10 Jahre. Die von Dieter Gutfried betreute Gruppierung agierte im Rock-Jazz-Metier, verschmähte aber auch den Altswinger Duke Ellington nicht. Die „LabRadors" bewältigten in der Sparte „Big Bands" die Hürde zur Endrunde.

MahadöhDes weiteren können zwei weitere Ensembles am 21. September in den Ludwigsburger „Bauer Studios" beim Finale mitwirken. Dies gilt zunächst für das Breisacher Septett „Mahadöh", das durch das exakte Zusammenspiel und die Solokünste des Pianisten Tobias Rudmann auffiel. Von Lörrach kommt „Jazz Attack" – eher moderat als aggressiv. Obgleich Malte Dürrschnabel das höhere Altsaxofon bläst, erinnerte er in der Tongebung an den Tenoristen John Coltrane; als imposanten Improvisator empfahl sich zudem der Gitarrist Sebastian Scheipers. Mit „Perspektive" legte das durch Lukas Rabe (Piano), Konstantin Uhrmeister (Kontrabass) und Moritz Baumgärtner (Schlagzeug) vervollständigte Quintett eine vielschichtige Eigenkomposition vor.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass bei dem übermäßigen Konkurrenzdruck sich die Freiburger Realschüler des Quintetts „Chameleon" - genauso wie die Musikschulcombo aus Achern - mit einem respektablen 2. Platz begnügen musste. Disqualifiziert wurde „Oceanbeat" aus Mannheim, da nach den Statuten Musikstudenten bei „Jugend jazzt" nicht teilnehmen dürfen.

Wenn am 21. September aus den Finalisten die absoluten Gewinner ermittelt werden, dürfen diese acht Tage später nochmals nach Ludwigsburg reisen, um dort eine CD aufzunehmen, wobei jeder Gruppe etwa zehn Minuten „Spielzeit" zugestanden wird. Das offizielle Preisträgerkonzert am 30. 11. 2002 im Stuttgarter Studio „Villa Berg" wird vom Südwestrundfunk mitgeschnitten und anschließend in einer Radiosendung ausgewertet.



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